Der Abstieg des Kronprinzen
Stadt-spö. Die Partei gibt. Und sie nimmt auch wieder. Letzteres muss derzeit Vizebürgermeister Martin Panosch erleben. Dabei schien sein Aufstieg an die Spitze der Stadt lang unaufhaltsam.
In der Politik ist die Rolle des Kronprinzen die undankbarste. Viele Kronprinzen stolperten auf den Stufen zum Thron ins Karriere-aus. Der Prominenteste von ihnen ist Hannes Androsch, der eigentlich den „roten Sonnenkönig“Bruno Kreisky hätte beerben sollen. Androsch wurde ein Opfer seiner selbst und des einstigen Mentors. Ein ähnliches Schicksal vollzieht sich – freilich in weit kleinerem Maßstab – gerade in Salzburg.
Vizebürgermeister Martin Panosch, der Heinz Schaden als Bürgermeisterkandidat hätte nachfolgen sollen, wird bei der nächstenwahl wohl nicht mehr im Team der Salzburger StadtSPÖ sein.
Für den politischen Abstieg des einstigen Aufsteigers sind eigene Schwächen ebenso verantwortlich wie ein schleichender Entzug der Gunst durch den Bürgermeister. Feinde, Fehler, Fehleinschätzungen – auf diese drei F sind Panoschs gegenwärtige Probleme zu bringen.
Feinde, und zwar sehr mächtige, zog sich der Politiker 2009 zu, als er sich eigentlich am vorläufigen Höhepunkt sei- ner Karriere wähnen durfte. Josef Huber, Spö-urgestein in der Stadt, musste Platz machen für Panosch und diesem den Job als Vizebürgermeister überlassen. Das haben Hubers Anhänger – und davon gibt es viele, ist dieser doch Chef der Spö-pensionisten im Land – nie verziehen. Ebenso wenig wie den Umstand, dass ausgerechnet der als kühl und pragmatisch geltende Jungstar das Ideologen heilige Sozialressort von Huber übernahm.
Wer mächtige Gegner hat, braucht einen noch mächtigeren Freund. Diesen hatte Panosch in Gestalt des Bürgermeisters, der ihn offiziell zum Nachfolger kürte.
Doch dann begann Panosch, Fehler zu machen. Und sein größter war die DienstwagenAffäre. Statt unumwunden zuzugeben, dass es ungerechtfertigt war, sich vom Chauffeur in Meran abholen und zur privaten Geburtstagsparty von LH-STV. David Brenner nach Salzburg bringen zu lassen, bestand er trotzig darauf, im Recht zu sein.
Dem Fehler folgte also die letztlich fatale Fehleinschätzung der Lage. Als er endlich einlenkte, hatten sich längst alle bestätigt gesehen, die ihn immer schon für einen Apparatschik gehalten hatten. Das Image des abgehobenen Karrieristen wurde er nicht mehr los, den engagierten Sozialpolitiker mit dem warmen Herzen wollte ihm nun erst recht nie- mand mehr abkaufen.
Stück um Stück machte Bürgermeister Schaden Agenden seines Stellvertreters zur Chefsache: Das war etwa bei der Sanierung der Strubergassensiedlung so, als Schaden ein Kompromissmodell, das Panosch ausgehandelt hatte, zum Teil wieder umwarf. Die Ausbau- und Reformpläne für die Seniorenheime vertrat ebenso vorrangig der Bürgermeister in der Öffentlichkeit.
Der ressortzuständige Vizebürgermeister verschwand zusehends aus dem Rampenlicht. Es besteht wenig Grund zur Annahme, dass er nochmals dahin zurückkehren darf. Und fast hat man den Eindruck, dass ihm selbst das mittlerweile auch ganz recht ist.
E-mail: sylvia.woergetter@salzburg.com