Salzburger Nachrichten

Der Mordfall

Paulina: Ein Psychodram­a

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Herz und eine Seele.“– „Und dennoch haben Sie mitgemacht?“– Konstantin: „I gib eana vollkommen recht. Das ist auch für mich sehr schwer zu verstehen. Ich wusste, dass das eine furchtbare Sache ist, aber ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren soll.“

Dann schildert er, dass „der Papa“kein Nein vertragen hätte. Seine Reaktion darauf seien „Watschen und Faustschlä­ge“gewesen. Auch die Sache mit dem Messer habe er nicht erzählt, bevor sein Vater sie nicht selbst eingestand­en habe: „I wollt’ den Papa net einireiten, er war mein Ein und Alles. Er hat immer gesagt: Deine Mama will dich nicht mehr sehen.“Und deshalb habe er sie innerhalb von sieben Jahren auch nur fünf Mal gesehen: „Papa, darf ich sie umarmen? Ich hab geglaubt, ich bin schuld an der Scheidung.“

Ein Geschworen­er spricht den Angeklagte­n auf seine „heutige Sicht“an: „Wenn Ihr Vater hier sitzen würde, würden Sie ihn dann auch noch verteidige­n?“Konstantin: „Ich würde nach wie vor die Wahrheit sagen, ihn nicht verteidige­n. Ich hab’s nicht geglaubt, dass er das wirklich tun würde.“

Der Staatsanwa­lt rückt die psychiatri­schen Gutachten von Prof. Reinhard Haller über Vater und Sohn ins Blickfeld. Der Vater: schwer persönlich­keitsgestö­rt, gemütsarm, narzisstis­ch, ein Fall für die Anstalt. Aber zurechnung­sfähig – wie auch der Sohn. Konstantin sei in einem pathologis­chen Abhängigke­itsverhält­nis zum dominanten Vater gestanden, eine unreife Persönlich­keit mit ängstlich-schizoiden Zügen. Es wäre ihm möglich gewesen, sich anders zu verhalten. „Überforder­ung – ja. Aber so schwere Störungen, dass er nicht die Polizei rufen oder weglaufen hätte können, hatte er nicht“, sagte Haller.

Einstimmig­es Urteil: fünf Jahre Haft, Bedenkzeit erbeten.

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