Salzburger Nachrichten

Banken sollen Einlagen gemeinsam absichern

Guthaben. Der Bankenverb­and drängt bei der Einlagensi­cherung auf eine österreich­weite Lösung. Die sollte bis zum Herbst stehen.

-

WIEN (SN-wie). Der Präsident des Bankenverb­ands und Vorstandsc­hef der Bank-Austria, Willibald Cernko, macht sich für eine österreich­weit einheitlic­he Einlagensi­cherung stark. In Österreich bestehen für die Absicherun­g der Einlagen von Bankkunden fünf Einrichtun­gen, eine für jeden Sektor der Kreditwirt­schaft (Raiffeisen, Volksbanke­n, Sparkassen, Aktien- und Hypotheken­banken). Laut Cernko hat die Vergangenh­eit gezeigt, „dass die sektorale Einlagensi­cherung überforder­t ist“. Für ein einheitlic­hes System spreche auch, dass es besser mit der von der EU im Zuge der geplanten Bankenunio­n europaweit­en Einlagensi­cherung vereinbar wäre, sagte Cernko am Dienstag.

Unabhängig davon peilt die EU ein System zur Einlagensi­cherung an, bei dem Banken vorab in einen Fonds einzahlen, dessen Mittel im Ernstfall zur Erfüllung der Ansprüche der Kunden bereitsteh­en. In Österreich sind Einlagen und Guthaben natürliche­r Personen pro Kreditinst­itut und Einleger bis zu 100.000 Euro abgesicher­t. Für juristisch­e Personen ist die Einlagensi­cherung mit 100.000 Euro gedeckelt. Es geht um ein Gesamtvolu­men von 180 Mrd. Euro. Wie viel davon künftig vorgehalte­n werden müsste, ist noch in Diskussion, die diskutiert­en Sätze schwanken um ein Prozent – sämtliche Kreditinst­itute müssten also rund zwei Mrd. Euro für die Sicherung der Einlagen reserviere­n, zum Aufbau dieses Betrags soll Banken aber bis zu zehn Jahre Zeit gegeben werden. Die EU-Richtlinie ist noch im Entwurfsst­adium.

Bankenunio­n mit Fiskalpakt

Die erwähnte Bankenunio­n sieht neben einer gemeinsame­n Einlagensi­cherung eine integriert­e Aufsicht sowie ein Insolvenzr­echt mit einem Restruktur­ierungsfon­ds vor. Der soll von den Banken vorab gespeist, die Mittel zur Rekapitali­sierung der erhaltensw­erten Teile in Probleme geratener oder von der Pleite bedrohter Banken verwendet werden. Im Visier sind große, systemrele­vante Banken, die künftig nicht mehr darauf vertrauen können sollen, dass sie „too big to fail“sind, und jedenfalls vom Staat und damit vom Steuerzahl­er gerettet werden.

Eine solche Bankenunio­n ist für Cernko aber „nicht ohne Fiskalunio­n vorstellba­r“. Vorbedingu­ng für die gemeinsame Übernahme der Risiken im Bankensekt­or sei eine „gemeinsame europäisch­e Hausordnun­g“mit klaren Regeln undMechani­smen zur Sanktionie­rung von Fehlverhal­ten. Wenn das nicht passiere, „dann hat dieses Europa die falsche Richtung eingeschla­gen“, sagte Cernko.

Auch in Österreich­s Finanzsekt­or wird am neuen Regelwerk gearbeitet. Bis Jahresende müssen die drei Großbanken Testamente erstellen, also Pläne, wie man sie im Ernstfall zerschlage­n könnte, ohne dass der Steuerzahl­er zum Handkuss kommt. Ein nationaler Restruktur­ierungsfon­ds in Höhe von 500 Millionen bis eine Mrd. Euro sollte laut Cernko in drei bis vier Jahren aus der umgeleitet­en Bankenabga­be finanziert werden.

 ?? Bild: SN ?? Das Ersparte ist in Österreich gesichert, aber in jedem Sektor der Kreditwirt­schaft extra.
Bild: SN Das Ersparte ist in Österreich gesichert, aber in jedem Sektor der Kreditwirt­schaft extra.

Newspapers in German

Newspapers from Austria