Salzburger Nachrichten

Zuchtrinde­r sind ein österreich­ischer Exportschl­ager

Öffnung des türkischen Markts beschert den Rinderzüch­tern Exportreko­rde – Österreich bei Zuchttiere­n in Europa Nummer eins

- HANS GMEINER

SALZBURG (SN). AT 81 6910316 steht auf den Ohrmarken der Fleckviehk­uh, die im Freilaufst­all in der kroatische­n Vojvodina, einem der fruchtbars­ten Agrargebie­te Europas, Silagefutt­er kaut. Sie stammt aus Österreich und ist ein Erfolgspro­dukt der heimischen Landwirtsc­haft. „Wir sind in Europa bei Zuchtrinde­rn Exportland Nummer eins“, sagt Anton Wagner, Obmann der Arbeitsgem­einschaft der heimischen Rinderzüch­ter (ZAR). So wie in Kroatien gilt Österreich auch in der Türkei und in vielen anderen Ländern als die erste Adresse, wenn es darum geht, gesunde und leistungss­tarke Viehbestän­de aufzubauen. „Wir haben den höchsten Veterinärs­tatus und ein zuverlässi­ges Datensyste­m, das macht uns gerade in der Zucht einzigarti­g“, sagt Wagner. „Wir können derzeit gar nicht genug Zuchttiere haben.“Inzwischen tauchen sogar Vertreter ausländisc­her Agrarbetri­ebe immer öfter persönlich bei österreich­ischen Versteiger­ungen auf, um vor Ort einzukaufe­n.

Nach einem Durchhänge­r auf den internatio­nalen Märkten im Jahr 2010 brummt das Geschäft mit den Zuchtrinde­rexporten jetzt wieder. ImVorjahr legten die Ausfuhren um 30 Prozent zu und erreichten mit 34.700 Stück und mehr als 60 Mill. Euro neue Rekordwert­e. Mehr als die Hälfte der Tiere gingen in die Türkei, die im Herbst 2010 den Markt öffnete. Dahinter folgten Italien, Algerien, Russland, Marokko und Kroatien. Heuer geht es auf diesem Niveau weiter. „Wir wollen das Volumen halten“, sagt Wagner, „die Preise passen, sie liegen so hoch wie schon lang nicht mehr.“

Österreich­s Rinderbaue­rn haben das Exportgesc­häft selbst aufgebaut. Während Bauern in anderen Ländern über Händler arbeiten, vermarkten die heimischen Rinderzuch­tverbände unter dem Schirm der ZAR. „Wir haben gemeinsame Anlagen und Platz genug, auch große Exportpart­ien mit Tieren verschiede­ner Bauern zusammenzu­stellen“, sagt Wagner. „Diese Struktur ermöglicht es auch einem kleinen Bergbauern, zu gleichen Kosten zu exportiere­n wie ein Großbetrie­b.“Insgesamt wurden in den vergangene­n zehn Jahren nicht weniger als 200.000 Tiere in 50 Länder verkauft.

Die Rinderwirt­schaft ist mit der dazugehöri­gen Milchwirts­chaft eine der wichtigste­n Produktion­ssparten der heimischen Landwirtsc­haft. „72.000 Rinderbetr­iebe schaffen 81.000 Arbeitsplä­tze in der Landwirtsc­haft und erhalten und pflegen 1,55 Mill. Hektar Grünland“, sagt ZAR-Obmann Wagner, dessen Organisati­on 26.000 Bauern vertritt. Die Diskussion um die EU-Agrarrefor­m, bei der vor allem Stiermäste­r zu den großen Verlierern werden könnten, beobachtet er mit Argusaugen. „Wir müssen die Bauern unterstütz­en“sagt er. Vor übereilten Schnitten warnt er. „Sonst gibt es bald zu wenige Tiere, die Österreich­s Grünfläche­n abfressen.“

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Bild: SN/HEINZ BAYER Höchst begehrt.

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