Schwächeanfall an Euro-südostflanke
WIEN (SN-hwk). Zwei Ereignisse haben vor dem EU-Gipfeltreffen am morgigen Donnerstag für neue Aufregung gesorgt: der überraschende Rücktritt des designierten griechischen Finanzministers und der in Fachkreisen gar nicht überraschende Antrag Zyperns um internationale Finanzhilfe.
In Athen wurde der von der konservativen Regierung Samaras zum Finanzminister designierte Wirtschaftswissenschafter und Banker Vassilis Rapanos (64) am Wochenende nach einem Schwächeanfall ins Krankenhaus eingeliefert. Am Montagabend erklärte er seinen Rücktritt. Offiziell gab er Gesundheitsgründe dafür an. Laut Berichten in griechischen Medien dürfte aber Unstimmigkeiten zwischen dem der sozialistischen Pasok-Partei nahestehenden Ökonomen mit dem konservativen Regierungschef Antonis Samaras über die künftige Finanzpolitik den Ausschlag gegeben haben. So habe Rapanos mehr unabhängige Experten in der Regierung sehen wollen und sei über die von der Regierung angestrebte radikale Neuverhandlung der Sparauflagen „alarmiert“gewesen, heißt es. Zu seinem Nachfolger wurde Ioannis Stournaras (55) ernannt, der Wirtschaftsminister in der Übergangsregierung von Lucas Papademos war. Der OxfordAbsolvent leitete die EmporikiBank, bevor diese vom französischen Crédit Agricole übernommen wurde. Vor dem griechischen Eurobeitritt im Jahr 2001 war Stournaras Vorsitzender eines Teams vonWirtschaftsberatern im Finanzministerium, das den Eurobeitritt vorbereitete. Damals hatte Athen in Brüssel gefälschte Zahlen präsentiert. Der politisch der Nea Dimokratia von Ministerpräsident Samaras nahestehende Ökonom gilt als glühender Befürworter eines Verbleibs Griechenlands im Euro und fordert seit Jahren Reformen und eine Verschlankung des Staats.
Mit Zypern hat nunmehr bereits das fünfte Euroland internationale Hilfe aus dem europäischen Rettungsfonds beantragt. Ausmaß und Einzelheiten der Hilfe stehen noch nicht fest, der Antrag soll bei der nächsten planmäßigen Sitzung der Eurogruppe am 9. Juli behandelt werden. Danach wird eine Troika mit Vertretern der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank sowie des Internationalen Währungsfonds (IWF) die Details mit Nikosia ausverhandeln. Zyperns Banken sind eng verflochten mit Griechenland und daher auch von dem im Frühjahr erfolgten Schuldenschnitt betroffen. Sie sitzen auf einem Berg griechischer Staatsanleihen und haben massiv Kredite nach Hellas vergeben.