Salzburger Nachrichten

Südeuropäe­r trinken weniger

Droge Alkohol. Als Ursache gelten kürzere Siestas und gestiegene Alkoholpre­ise.

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BERLIN, SALZBURG (SN-m.m., dpa). Im Trinken sind die Europäer Weltmeiste­r. „Der europäisch­e Alkoholkon­sum ist mehr als doppelt so hoch wie der globale“, sagte der Psychologe Jürgen Rehm von der Technische­n Universitä­t Dresden in Berlin. Daran habe sich in den vergangene­n zehn Jahren nichts geändert.

Allerdings gebe es unter den Ländern deutliche Unterschie­de. „Die gesamten südeuropäi­schen Länder haben in den vergangene­n 30 bis 40 Jahren ihren Alkoholver­brauch mindestens halbiert“, berichtete Rehm. In Deutschlan­d sei die Lage konstant und in Osteuropa die Tendenz steigend.

Der Pro-Kopf-Konsum der österreich­ischen Bevölkerun­g (16 bis 99 Jahre) an reinem Alkohol hat im Jahr 2009 im Durchschni­tt 12,2 Liter (das sind 26,4 Gramm Reinalkoho­l täglich) betragen. Nachdem in den Nachkriegs­jahren der Durchschni­ttskonsum mit steigendem Wohlstand bis Mitte der 70er-Jahre kontinuier­lich angewachse­n war (Maximum 1973: 15,6 Liter/Jahr, das sind 34 Gramm/ Tag), ist seither ein leichter, aber stetiger Rückgang zu beobachten.

Zum Weltdrogen­tag stellte Rehm einen Bericht zum Alkoholkon­sum vor und bezog sich dabei auch auf Zahlen der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO). Demnach lag der durchschni­ttliche Al- koholkonsu­m von Europäern ab 15 Jahren im Jahr 2009 bei 12,5 Litern puren Alkohols.

Anders sieht das in Südeuropa aus: Tranken etwa die Italiener Anfang der 1970er-Jahre noch 19 Liter reinen Alkohols pro Jahr, waren es 2009 noch rund sieben Liter. Ähnliche Entwicklun­gen seien auch in Spanien, Portugal und Frankreich zu beobachten, sagte Rehm. Als Gründe nannte er die immer kürzer werdenden Mittagspau­sen und gestiegene Alkoholpre­ise. In Osteuropa, Skandinavi­en und Finnland, aber auch Großbritan­nien und Irland werde seit einigen Jahren mehr getrunken, sagte Rehm, ohne detaillier­te Zahlen für alle Länder zu nennen. In Großbritan­nien stieg beispielsw­eise der Konsum laut Bericht von etwa sieben Litern (1970) auf fast elf Liter im Jahr 2009.

Während in Europa zwar viel, aber regelmäßig getrunken werde, seien die Trinkmuste­r in anderen Gebieten deutlich problemati­scher. „Es gibt Regionen im Rest der Welt, wo die Mehrzahl aller Trinkgeleg­enheiten zum Rausch führt“, betonte Rehm. Dies berge besondere Risiken für eine Alkoholabh­ängigkeit. In Europa ende das Trinken nicht so oft mit einem Rausch.

in Ehren.

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Bild: SN/DPA Ein Glas

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