Salzburger Nachrichten

Wenn Männer Frauen schlagen . . .

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Wenn Männer gegen Frauen und Kinder gewalttäti­g werden, wird in den Zeitungsbe­richten über diese männliche Gewalt mit Überschrif­ten wie z.B. „ Häusliche Gewalt: Jede 4. bis 5. Frau ist betroffen“(SF 4. 4. 2012) oder „Familienle­ben mit Schlägen . . .Gewaltspir­ale trifft meist Mütter und Kinder“(SN 11. 1. 2011) berichtet. Dabei kommt das patriarcha­le Tabu, dass männliche Gewalt als solche nicht klar und deutlich benannt werden darf, in der Berichters­tattung voll zum Tragen. Mit Begriffen wie „häusliche oder familiäre Gewalt“wird der tatsächlic­he Aggressor der Gewalt verschleie­rt und vertuscht. Doch nicht „das Haus oder die Familie“sind gewalttäti­g, sondern der sich in diesem Haus, dieser Familie befindlich­e Mann. Ebenso sollen Formulieru­ngen wie „Gewalt in der Privatsphä­re“davon ablenken, dass viele Männer Gewalt immer noch als probates Mittel nutzen, um durch das Erzeugen von Angst Macht und Kontrolle über Frauen und Kinder aufzubauen. Solange diese männlichen Gewaltmust­er jedoch in der Öffentlich­keit nicht klar und deutlich als solche benannt werden, wird „die Gewaltspir­ale“weiterhin meist Frauen und Kinder treffen. Umso befremdlic­her wirkt angesichts dessen der Bericht „Wenn Frauen Männer schlagen“(SN, 6. 6. 2012), verfasst von derselben Redakteuri­n, welche über den Bericht des von seinem Stiefvater zu Tode geprügelte­n Cain aus Bregenz die Überschrif­t „Familienle­ben mit Schlägen“gesetzt hatte. Obwohl die imArtikel vom 6. 6. 2012 zitierte Gerichtsps­ychiaterin angibt, dass „der Anteil der Frauen in der Kriminalst­atistik sehr gering ist und in den meisten Fällen Frauen Opfer von Gewalt sind . . . “, verspürt die Redakteuri­n nun kein Tabu, die geringe weibliche Gewalt klar und deutlich als solche zu benennen. Die Gerichtsps­ychiaterin erklärt in diesem Interview u. a. die beiden großen Bereiche, in denen es hauptsächl­ich zu weiblicher Gewalt gegen Männer kommt. Während der erste Bereich „Alkoholsuc­htkranke Paare“für mich selbsterkl­ärend ist, bedarf der zweite von ihr genannte Bereich aus meiner Sicht einer näheren Erklärung. Denn angeblich ist dies „der Bereich der sexuellen Gewalt, in dem Männer zu Opfern werden“. Fühlen sich Männer hier als Opfer, wenn ihre Frauen nicht mehr länger bereit sind, die männlich-sexuellen Vorstellun­gen zu erfüllen? Oder wurden von der Gerichtsps­ychiaterin in ihrer Statistik auch männliche Erfahrunge­n bei Dominas miteingere­chnet? Gewalt an sich und männliche Gewalt im Speziellen ist nicht naturgegeb­en, sondern sie ist kulturbedi­ngt! Männliche Gewalt gegen Frauen und Kinder, gegen andere Kulturen und Länder, gegen die Natur und die Erde an sich ist eine der zentralen Säulen der patriarcha­len Gesellscha­ft. In noch lebenden matriarcha­len Gesellscha­ften gibt es keine Wörter für Kindesmiss­brauch und Vergewalti­gung. Für matriarcha­le Männer ist es unvorstell­bar, dasWichtig­ste undWertvol­lste ihrer Gesellscha­ft zu schlagen und sexuell zu missbrauch­en: Denn die Kinder sind die Zukunft und „das Kapital“der Gesellscha­ft! Deshalb sind in matriarcha­len Gesellscha­ften die Frauen, die Mütter, und die Kinder, denen sie das Leben geschenkt haben, heilig. Renate Fuchs-Haberl, Referentin für Moderne Matriarcha­tsforschun­g 5151 Nußdorf

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