Salzburger Nachrichten

Bauen in Salzburg oder: Beton

Erregung. Über wenig wird und wurde in Salzburg so leidenscha­ftlich debattiert wie über die Errichtung neuer Bauten.

- SYLVIA WÖRGETTER

SALZBURG-STADT (SN). Wenn zeitgenöss­ische Architektu­r, historisch­e Bausubstan­z und Politik zusammenko­mmen, wird es heikel in Salzburg. Dann zeigt sich, dass Beton nicht nur ein Baustoff ist, sondern ein Gemisch von höchster politische­r Sprengkraf­t.

Vor allem an den markantest­en Orten der Altstadt wie dem Mönchsberg loderten immer wieder heftige Debatten auf. Eine davon hatte den damaligen Bürgerlist­en-Politiker Johannes Voggenhube­r sein Amt als Planungsst­adtrat gekostet. Er verlor 1987 bei der Gemeindera­tswahl drei Mandate und den Stadtrat. Vorausgega­ngen war dem eine wilde Auseinande­rsetzung um den geplanten Erweiterun­gsbau des Café Winkler auf dem Mönchsberg und vor allem um einen Panoramaau­fzug. Beides hatte der portugiesi­sche Architekt Álvaro Siza, Sieger eines internatio­nalen Wettbewerb­s, geplant. Voggenhube­r machte sich für das Vorhaben stark – und stieß auf massiven Widerstand, angeführt auch von Herbert Fux, einem Urgestein der Bürgerlist­e. Vor allem am Vorhaben, einen sichtbaren Lift an der Wand des Mönchsberg­s auf- und abgleiten zu lassen, hagelte es Kritik. Dabei hatte es einen Panoramali­ft bereits gegeben – von 1890 bis 1948.

Jedenfalls wurde das Projekt schließlic­h verworfen. Der Lift aber tauchte im Jahr 2002 wieder auf – als Vorhaben der Salzburg AG. 1,8 Millionen Euro hätte sich der Landesener­gieversorg­er den Panoramali­ft kosten lassen. Nach Architekte­nwettbewer­b und neuerliche­r heftiger Diskussion landete aber auch dieses Projekt wieder in der Schublade.

Zu dem Zeitpunkt gab es das Café Winker schon viele Jahre nicht mehr, dafür sollte 2002 an exakt derselben Stelle das Museum der Moderne aufsperren. Und auch an diesem neuen hoch über der Stadt gelegenen Bau scheiden sich bis heute die Geister: Für die einen passt sich der Quader wegen Unauffälli­gkeit gerade noch erträglich ins historisch­e Bild ein, für die anderen ist er gerade deswegen eine uninspirie­rte „Schachtel“. Um jede Aufregung zu vermeiden, musste das Museum bis auf den Zentimeter in den Dimensione­n des verblichen­en Café Winkler errichtet werden. Genutzt hat diese Vorsicht dem damaligen „Bauherrn“LH Franz Schausberg­er (ÖVP) nicht. 2004, im Jahr der Eröffnung des Museums der Moderne, verliert er Landtagswa­hl und Amt. Freilich nicht nur wegen seiner Bautätigke­it, aber auch. Auf noch heftigere Kritik als das

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