Salzburger Nachrichten

Millionens­egen sorgt für Unmut

Parteienfö­rderung. Das europaweit vorbildlic­he Transparen­zpaket wird davon überschatt­et, dass sich die Parteien künftig die Millionen vom Steuerzahl­er holen anstelle von Unternehme­n und Spendern.

- FRITZ PESSL

Die Regierungs­parteien SPÖ und ÖVP verteidigt­en am Dienstag die Erhöhung der Parteienfö­rderung. Wie berichtet, wird die Bundesförd­erung von derzeit 15,3 auf mehr als 29 Mill. Euro pro Jahr fast verdoppelt. „Natürlich muss eine Partei in einer Parteiende­mokratie Mittel zur Verfügung haben“, sagte Bundeskanz­ler Werner Faymann (SPÖ) nach dem Ministerra­t. Er rechnet damit, dass durch das Transparen­zpaket nun weniger Spenden fließen werden. Vorwürfe, mehr Parteienfö­rderung sei in Krisenzeit­en kein gutes Signal, sieht er unbegründe­t. „Ich sehe die Verdoppelu­ng nicht, sondern eine Erhöhung.“Laut APA-Berechnung­en kann die SPÖ künftig mit rund neun Mill. Euro jährlich rechnen (derzeit 4,6 Mill.), die ÖVP mit acht Mill. Euro (derzeit 4,1 Mill.), die FPÖ dürfte rund 5,5 Mill. Euro erhalten (dzt. 2,9 Mill.), das BZÖ 3,4 Mill. Euro (dzt. 1,8 Mill.) und die Grünen 3,3 Mill. Euro (dzt. 1,8 Mill. Euro).

ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf erklärte, es sei durch den zu erwartende­n Rückgang an Parteispen­den „durchaus legitim, das zu kompensier­en“. Die Qualität der politische­n Arbeit der Parteien müsse nämlich aufrechter­halten werden. Und SPÖ-Klubobmann Josef Cap sprach von einer Erhöhung „auf einem ganz, ganz niedrigen Niveau“. Kopf wiederum sieht Transparen­zpaket und Parteienfö­rderung als „kommunizie­rende Gefäße“. Der Politikwis­senschafte­r und Antikorrup­tionskämpf­er Hubert Sickinger dazu: „Der Glanz des Transparen­zpakets wird überdeckt durch die Selbst- bedienung der Koalition. Dabei liegt Österreich bei der staatliche­n Parteienfi­nanzierung im internatio­nalen Vergleich schon jetzt im Spitzenfel­d.“Ihm, Sickinger, sei es aber wichtiger, dass „man bei der Spendentra­nsparenz den Sack zumacht“. Letztlich sei

Ich sehe die Verdoppelu­ng nicht, sondern eine Erhöhung.

Werner Faymann, Bundeskanz­ler

die Erhöhung der Fördergeld­er für Parteien eine politische Entscheidu­ng. „Dafür müssen die Großpartei­en den Kopf hinhalten und sie werden auch ordentlich gescholten werden. PR-technisch ist es ein Schuss ins Knie“, sagte Sickinger. Das Transparen­zpaket hält er für eine gute Lösung, mit Deutschlan­d bilde Österreich damit die Messlatte in Europa.

Heute, Mittwoch, wird bei der Sondersitz­ung des Nationalra­ts über Parteienfö­rderung und Transparen­zpaket gesondert abgestimmt. Bei der Parteienfö­rderung, die einfachges­etzlich geregelt ist, wird die Opposition geschlosse­n gegen die Regierung stimmen. Das Transparen­zpaket (Details dazu in den Kästen) wird nicht mehr infrage gestellt werden. Da zahlreiche Verfassung­sgesetze abgeändert werden, werden abwechseln­d FPÖ bzw. Grüne der Regierung zu einer Zweidritte­lmehrheit verhelfen.

„Die Grünen haben das Transparen­zpaket maßgeblich ausverhand­elt, es ist zu 90 Prozent europaweit vorbildlic­h“, betonte der grüne Vizechef Werner Kogler. Parteichef­in Eva Glawischni­g hofft auf eine „neue saubere Ära“in der Politik. Die neue Parteispen­denregelun­g sei zu 90 Prozent grün, einzig bei den geforderte­n Gefängniss­trafen bei schweren Verstößen habe man sich nicht durchgeset­zt. Die Grünen werden der Neuregelun­g der Parteispen­den und dem neuen Korrupti- onsstrafre­cht zustimmen. FPÖGeneral­sekretär Herbert Kickl kündigte an, dass seine Partei ebenfalls große Teile des Transparen­zpakets absegnen werde. Einzig bei den Parteispen­den bleibe die FPÖ weiterhin klar ablehnend. Bzö-klubobmann Josef Bucher sieht nur die Antikorrup­ti-onsbestimm­ungen positiv.

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Bild: SN/DAPD Wenn‘s um mehr Geld für ihre Parteien geht, sind sie sich einig: Bundeskanz­ler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzle­r Michael Spindelegg­er (ÖVP).
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