Von selbst klappt keine Schulreform
Bildungspolitik sei das „Bohren harter Bretter“, befand Unterrichtsministerin Claudia Schmied unlängst. Sie muss es wissen. Seit fünf Jahren schon ist sie Bauleiterin bei der Neugestaltung des renovierungsbedürftigen heimischen Schulsystems. Bei Baustellen wie dieser geht es bekanntlich rau zu. Noch dazu, wo Schmied die einzige Frau in der Männerdomäne Bildungspolitik ist, seitdem ihre Verbündete Beatrix Karl vom Wissenschafts- ins Justizressort wechselte.
So gesehen ist es eigentlich bewundernswert, mit welcher Hartnäckigkeit die ehemalige Bankmanagerin seit Jahren für die Einführung der gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen kämpft, obwohl sie weiß, dass sie die mit dieser ÖVP niemals durchbringen wird. Sie versucht es trotzdem, wenn auch über den Umweg der Neuen Mittelschule. Ihr Kalkül: Sind die Hauptschulen bis 2015 erst einmal umgewandelt, werden auch die AHS-Unterstufen mitmachen wollen.
Problematisch wird es immer dann, wenn Schmieds Hartnäckigkeit in Sturheit umschlägt. Und auf Kosten der betroffenen Schüler (und deren Eltern) geht, wie bei der Zentralmatura. Alle außer Schmied forderten die Verschiebung. Doch sie blieb unerbittlich, bis sogar ihr der politische Druck zu groß wurde. Jetzt startet die Zentralmatura ein Jahr später und Schmieds Gegner jubeln über ihre Niederlage.
Dabei hätte Schmied aus Erfahrung wissen müssen, dass sie sich nur eine blutige Nase holt, wenn sie versucht, die „harten Bretter“der Bildungspolitik mit dem Kopf zu durchbohren. Das hatte sie schon 2009 erfolglos probiert, als sie den Lehrern zwei Unterrichtsstunden pro Woche mehr aufbrummen wollte. Ein Jahr später musste sie ebenfalls klein beigeben, als sie die Bundeskompetenz für alle Lehrer forderte.
Bleibt zu hoffen, dass Schmied nun dazulernt und im kommenden Schuljahr mehr Fingerspitzengefühl an den Tag legen wird. Sie wird es brauchen für das neue Dienstund Besoldungsrecht für Lehrer, das bis zum Ende der Legislaturperiode 2013 vorliegen soll. Wie will sie sonst all die Junglehrer überzeugen, auf die lukrativen Gehaltssprünge zu verzichten und nur für etwas höheres Anfangsgehalt mehr zu arbeiten? Taktgefühl ist auch bei der neuen Lehrerausbildung gefragt, die nur funktionieren wird, wenn Universitäten und Pädagogische Hochschulen (PH) zusammenarbeiten. Das ständige Kräftemessen mit dem Wissenschaftsminister, wer von beiden in dieser Frage das Sagen haben soll, bringt da gar nichts.
Selbst für die Umsetzung der bisherigen Reformen – die Umwandlung aller Hauptschulen in Neue Mittelschulen, die modulare Oberstufe und die Einführung der Zentralmatura, die nun ab 2015 geplant ist – wird Schmied Verbündete brauchen. Die wird sie nur bekommen, wenn sie ihre Sturheit ablegt und Kompromissbereitschaft zeigt. Ohne die Mithilfe der Schüler, Lehrer und Eltern klappt keine Schulreform. Ein Haus renoviert sich schließlich auch nicht von selbst.