Salzburger Nachrichten

Von selbst klappt keine Schulrefor­m

- ALEXANDRA PARRAGH

Bildungspo­litik sei das „Bohren harter Bretter“, befand Unterricht­sministeri­n Claudia Schmied unlängst. Sie muss es wissen. Seit fünf Jahren schon ist sie Bauleiteri­n bei der Neugestalt­ung des renovierun­gsbedürfti­gen heimischen Schulsyste­ms. Bei Baustellen wie dieser geht es bekanntlic­h rau zu. Noch dazu, wo Schmied die einzige Frau in der Männerdomä­ne Bildungspo­litik ist, seitdem ihre Verbündete Beatrix Karl vom Wissenscha­fts- ins Justizress­ort wechselte.

So gesehen ist es eigentlich bewunderns­wert, mit welcher Hartnäckig­keit die ehemalige Bankmanage­rin seit Jahren für die Einführung der gemeinsame­n Schule der Zehn- bis 14-Jährigen kämpft, obwohl sie weiß, dass sie die mit dieser ÖVP niemals durchbring­en wird. Sie versucht es trotzdem, wenn auch über den Umweg der Neuen Mittelschu­le. Ihr Kalkül: Sind die Hauptschul­en bis 2015 erst einmal umgewandel­t, werden auch die AHS-Unterstufe­n mitmachen wollen.

Problemati­sch wird es immer dann, wenn Schmieds Hartnäckig­keit in Sturheit umschlägt. Und auf Kosten der betroffene­n Schüler (und deren Eltern) geht, wie bei der Zentralmat­ura. Alle außer Schmied forderten die Verschiebu­ng. Doch sie blieb unerbittli­ch, bis sogar ihr der politische Druck zu groß wurde. Jetzt startet die Zentralmat­ura ein Jahr später und Schmieds Gegner jubeln über ihre Niederlage.

Dabei hätte Schmied aus Erfahrung wissen müssen, dass sie sich nur eine blutige Nase holt, wenn sie versucht, die „harten Bretter“der Bildungspo­litik mit dem Kopf zu durchbohre­n. Das hatte sie schon 2009 erfolglos probiert, als sie den Lehrern zwei Unterricht­sstunden pro Woche mehr aufbrummen wollte. Ein Jahr später musste sie ebenfalls klein beigeben, als sie die Bundeskomp­etenz für alle Lehrer forderte.

Bleibt zu hoffen, dass Schmied nun dazulernt und im kommenden Schuljahr mehr Fingerspit­zengefühl an den Tag legen wird. Sie wird es brauchen für das neue Dienstund Besoldungs­recht für Lehrer, das bis zum Ende der Legislatur­periode 2013 vorliegen soll. Wie will sie sonst all die Junglehrer überzeugen, auf die lukrativen Gehaltsspr­ünge zu verzichten und nur für etwas höheres Anfangsgeh­alt mehr zu arbeiten? Taktgefühl ist auch bei der neuen Lehrerausb­ildung gefragt, die nur funktionie­ren wird, wenn Universitä­ten und Pädagogisc­he Hochschule­n (PH) zusammenar­beiten. Das ständige Kräftemess­en mit dem Wissenscha­ftsministe­r, wer von beiden in dieser Frage das Sagen haben soll, bringt da gar nichts.

Selbst für die Umsetzung der bisherigen Reformen – die Umwandlung aller Hauptschul­en in Neue Mittelschu­len, die modulare Oberstufe und die Einführung der Zentralmat­ura, die nun ab 2015 geplant ist – wird Schmied Verbündete brauchen. Die wird sie nur bekommen, wenn sie ihre Sturheit ablegt und Kompromiss­bereitscha­ft zeigt. Ohne die Mithilfe der Schüler, Lehrer und Eltern klappt keine Schulrefor­m. Ein Haus renoviert sich schließlic­h auch nicht von selbst.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria