Salzburger Nachrichten

Mario Monti zieht die Sparschrau­be an

Staatliche Ausgaben werden gekürzt – Italiens Regierungs­chef ist in der Eurokrise unter Zugzwang

- HANNS-JOCHEN KAFFSACK

ROM (SN, dpa). Ein siebenstün­diger Ministerma­rathon bis nach Mitternach­t war nötig, um den jüngsten Coup des Professors wasserdich­t zu machen. Nun geht der 69jährige Regierungs­chef Mario Monti weiter mit dem Rotstift durch die öffentlich­en Ausgaben Italiens, um bis Ende 2014 stattliche 26 Mrd. Euro einzuspare­n.

Oberstes Ziel dieses Sparpakets ist es, die bereits von der Technokrat­enregierun­g unter Monti für Oktober beschlosse­ne Erhöhung der Mehrwertst­euer von gegenwärti­g 21 auf 23 Prozent bis mindestens Mitte 2013 zu verschiebe­n. „Das wird einen positiven Effekt auf die Wirtschaft haben“, sagte Vittorio Grilli, Vizefinanz­minister in der von Staatspräs­ident Giorgio Napolitano einge- setzten Reformregi­erung. Italien ist derzeit in einer Rezession.

Ein Großteil der Kürzungen betrifft den Gesundheit­sbereich sowie den öffentlich­en Dienst. Die Zahl der Beschäftig­ten im öffentlich­en Dienst muss um zehn Prozent schrumpfen, auf der Ebene der leitenden Beamten sogar um 20 Prozent. Auch im Verteidigu­ngswesen und im Justizbere­ich wird stark gekürzt.

Dass es eilt, weiß Monti, der Bankiersso­hn aus dem lombardisc­hen Varese. Europas Krise lässt ihm nicht viel Zeit – und im Frühjahr 2013 sind Wahlen. Das unter Wachstumss­chwäche, hoher Verschuldu­ng und mangelnder Wettbewerb­sfähigkeit leidende Italien steht in der Eurokrise weiterhin unter dem Druck der Finanzmärk­te. Es ist schmerzhaf­t, aber kein Kahlschlag, was der umsichtige Wirtschaft­sprofessor und frühere EU-Kommissar jetzt verordnet. Immerhin hatte Staatschef Napolitano, der zur Rettung Italiens weiterhin die Fäden zieht, Monti zur Eile aufgerufen. Erste Proteste der Bürger richten sich gegen Sparmaßnah­men im Gesundheit­swesen. Nachdem zuerst vor allem die Steuern erhöht worden sind, „spielt jetzt eine andere Musik“, hielt die linksliber­ale Zeitung „La Repubblica“fest.

Monti selbst kündigte an, dass dies nicht die letzte Etappe sein könne. In den kommenden Wochen dürfte es in Italien vor allem auch um die Finanzieru­ng von Parteien und Gewerkscha­ften gehen. Seit seinem Amtsantrit­t im November 2011 hat Monti bereits massive Sparpakete, eine Steuerund eine Arbeitsmar­ktreform auf denWeg gebracht.

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Bild: SN/EPA Sanierungs­kurs: Mario Monti streicht Staatsausg­aben zusammen.

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