Vertrauter Assads setzt sich ab
Syrische Opposition sieht Seitenwechsel des Ex-brigadegenerals mit Misstrauen
DAMASKUS, PARIS 16 Monate nach dem Beginn der Rebellion hat sich mit Manaf Tlass ein enger Vertrauer und Jugendfreund des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad über die Türkei nach Frankreich abgesetzt. Der sunnitische Brigadegeneral der Republikanischen Garden wird von Regime-Insidern als „elegant, schneidig und gerissen“beschrieben. Der Vater von Manaf Tlass war 30 Jahre lang Verteidigungsminister unter Assads Vater.
Die Flucht von Manaf Tlass trifft die Regierenden in Damaskus aber nicht völlig unvorbereitet. Er soll zuletzt das brutale Vorgehen der Armee gegen die sunnitischen Widerstandshochburgen in Homs, Idlib sowie in den Vororten von Damaskus abgelehnt und sich für Verhandlungslösungen mit den Rebellen ausgesprochen haben. Westliche und arabische Geheimdienste hätten seine Flucht mittels Deserteuren erleichtert, hieß es.
Beobachter in Damaskus gehen davon aus, dass Manaf Tlass die weitere Entwicklung in Syrien in Paris abwarten wird, um sich womöglich zu einem späteren Zeitpunkt als Kandidat für einen hochrangigen Posten in einer Übergangsregierung zu positionieren. Man dürfe die Flucht von Manaf Tlass nicht überbewerten, erklärte Rana Kabbani vom „Syrischen Nationalrat“, der sich als Sammelbecken der syrischen Opposition versteht. Ihr Kommentar zeigt, dass man den mutmaßlichen Seitenwechsel des prominenten Brigadegenerals mit Misstrauen zur Kenntnis genommen hat.
Das von Alawiten dominierte Regime in Damaskus hat mit Tlass einen Mann verloren, der wichtige Brücken zur sunnitischen Bevölkerungsmehrheit hätte bauen können. „Jeder betrachtet dies als einen Rückschlag für die Regierung“, sagte der französische Außenminister Laurent Fabius am Freitag nach einem Treffen der Syrien-Kontaktgruppe in Paris. Nun fange auch der engste Führungszirkel um Assad an zu begreifen, dass das Regime keine Zukunft habe. Die Kontaktgruppe will ihre Hilfe für die Assad-Gegner massiv ausweiten und fordert schärfere Sanktionen gegen das Regime Assad. Es hagelte Kritik an Russland und China wegen der Unterstützung für das Assad-Regime. Beide Großmächte hatten die Konferenz in Paris boykottiert.
Nach Angaben des türkischen Außenministers Ahmet Davutoglu haben inzwischen 20 Generäle und etwa 100 ranghohe Offiziere Assad den Rücken gekehrt.