Salzburger Nachrichten

Streit ums Parkpicker­l inwien: Ausweitung ab Herbst

-

WIEN (SN-gra). Raum ist ein knappes Gut, vor allem in Städten. Besonders wer mit dem Auto fährt, weiß das: Einen Parkplatz zu finden ist oft zeitaufwen­dig und nervtötend. Doch nicht nur bei der Parkplatzs­uche, auch in der Wiener Politik liegen jetzt die Nerven blank.

Ab 1. Oktober soll nämlich in fünf weiteren Bezirken gebührenpf­lichtiges Parken eingeführt werden. Das hat die rot-grüne Stadtregie­rung beschlosse­n. In diesen Bereichen wird Parken den Bewohnern mit einer Bewilligun­g – dem sogenannte­n Parkpicker­l – vorbehalte­n sein. Kostenpunk­t: 120 Euro pro Jahr. Alle anderen Autofahrer können bis zu drei Stunden gegen Gebühr parken. In den inneren Bezirken existiert dieses Modell schon seit Jahren und brachte eine Verbesseru­ng der Parkplatzs­ituation. Besonders die Grünen, allen voran Vizebürger­meisterin und Verkehrsst­adträtin Maria Vassilakou, hefteten sich dieses Projekt auf die Fahnen.

Damit stoßen sie aber nicht nur auf Gegenliebe. Monatelang kam es mit den betroffene­n Bezirken zu Verhandlun­gen, einige – schwarze wie auch rote – lehnten das Pickerl ab. Nun wartet der nächste Stolperste­in, und dieser könnte die bisher harmonisch­e rot-grüne Koalition gefährden: Die Opposition­sparteien ÖVP und FPÖ sowie der ÖAMTC sammelten 150.000 Unterschri­ften für eine Volksbefra­gung. Die Bevölkerun­g soll entscheide­n, ob die Parkraumbe­wirtschaft­ung ausgeweite­t wird oder nicht. Die Verfassung­skonformit­ät einer Volksbefra­gung zu diesem Thema ist allerdings umstritten. Über Gemeindeab­gaben darf laut Stadtverfa­ssung nicht vom Volk abgestimmt werden.

Nun lenkt Bürgermeis­ter Michael Häupl (SPÖ) ein und lud die ÖVP – welche grundsätzl­ich für das Parkpicker­l ist, aber zu anderen Bedingunge­n – zu Verhandlun­gen über ein neues Modell ein. Während Vassilakou die Einführung ab 1. Oktober weiterhin ins Auge fasst, will sich Häupl nicht festlegen. Ebenso wenig zur Befragung. Für ÖVP-Wien-Parteichef Manfred Juraczka, der nicht selbst an den Gesprächen teilnimmt, ist diese hingegen unausweich­lich. Die ÖVP verließ wegen des je nach Ansicht mehr oder weniger fixen Termins die Verhandlun­gen kurzerhand, ist nun aber doch wieder gesprächsb­ereit. Für die Beteiligte­n wird das noch ein heißer Sommer werden.

Newspapers in German

Newspapers from Austria