Wo Putin baden gehen kann
Sn-lokalaugenschein. Geheimnisumwitterteswaldschlössl am Attersee gehört einer russischen Stiftung. Ein Domizil für den Kreml.
GILGEN, STEINBACH (SN). Sie wollen ihn gesehen haben: Wladimir Putin, russischer Präsident, auf Kurzurlaub am Attersee. „Vorigen Sommer war er für ein paar Tage da, vor zwei Jahren auch. Möglich, dass er auch heuer wieder kommt“, sagt ein Gastwirt in Weißenbach am Attersee. Er weiß auch, wo Putin und sein Tross wohnt: im sogenannten Waldschlössl in Burgau, einem Ortsteil am Attersee, der noch zur Gemeinde St. Gilgen gehört.
Um diese Villa ranken sich schon seit Jahren viele Gerüchte. Sie gehöre einem russischen Oligarchen, vielleicht Roman Abramowitsch, der ebenfalls schon öfters im Salzkammergut aufgetaucht ist. Es gibt jedoch nur einen konkreten Hinweis in Form eines Türschilds im Eingangsbereich des rund 24.000 Quadratmeter großen Villengeländes: „Unterburgau Liegenschaftsverwaltung GesmbH.“
„Ich habe einmal zu recherchieren begonnen, wer dahintersteckt“, sagt Franz Kneißl, Bürgermeister von der nahen Gemeinde Steinbach. „Ich bin bis zu einer Stiftung in Vaduz in Liechtenstein gekommen. Keine Ahnung, wer dahintersteckt.“
SN-Recherchen führten weiter: Niemand geringerer als Igor Schuwalow soll im Hintergrund die Fäden ziehen. Schuwalow ist seit vier Jahren der erste Vize-Ministerpräsident in der Regierung Putins. Zuvor hatte er in der staatlichen Vermögensverwaltungsbehörde gearbeitet und war Berater Putins. „Schuwalow hatte den Auftrag, geeignete Residenzen für den Kreml im Ausland zu beschaffen“, sagt ein Jurist, der ungenannt bleiben will. Ein Salzburger Rechtsanwalt mit Sitz in Wien konstruierte dafür Stiftungsgeflechte, die sich in Liechtenstein treffen. Diskretion und Geheimhaltung seien das oberstes Gebot.
Das gilt offenbar auch für die Staatsschützer in Oberösterreich: „Wenn die Russen kommen und nicht wollen, dass dies bekannt wird, erfahren auch wir nichts“, sagt Michael Tischlinger vom Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung auf SN-Anfrage.
Das Objekt Waldschlössl in der Burgau ist auch gut gewählt. Die Zufahrt endet in einer Sackgasse. Zahlreiche Videokameras und der deutliche Hinweis auf scharfe Hunde sollen allzu neugierige Menschen abschrecken. Bliebe noch die Möglichkeit, sich mit einem Boot von der Seeseite her zu nähern. „Da passen schon einige Männer genau auf, dass niemand zu nahe kommt“, erzählt die Betreiberin des nahen Campingplatzes Eitzinger. Das hätten auch schon einige Schwimmer bemerkt, die kurzerhand verscheucht worden seien.
Das Waldschlössl gehörte vor dem Kauf durch die Russen Georg Weiner, dem österreichischen Honorargeneralkonsul in Monaco. Der damals kolportierte Kaufpreis lag bei rund sechs Millionen Euro. Derzeit wird im Villenbereich wieder gebaut. Es entstehen Zubauten, zuletzt hat die Liegenschaftsverwaltung um eine raumordnungsmäßige Bewilligung zur Errichtung eines Lagerraums angesucht.
Sollte Präsident Putin tatsächlich zu einem kurzen Sommerurlaub kommen, wäre er übrigens in bester Gesellschaft: Hermann Maier, Dietrich Mateschitz, betuchte Erben von Ferrero-Rocher sowie zahlreiche Industrielle und bekannte Unternehmer aus Oberösterreich und Wien besitzen im Umkreis imposante Anwesen.