Roubini gibt Euro nur noch „drei bis sechs Monate“
WIEN (SN). Der US-Ökonom Nouriel Roubini (Bild rechts), wegen seiner düsteren Prognosen gern „Dr. Doom“(Untergang) genannt, hat seinem Attribut wieder einmal alle Ehre gemacht. „Ich gebe dem Euro noch drei bis sechs Monate“, sagt Roubini in einem Interview mit dem „Handelsblatt“. Dann würden Italien und Spanien den Zugang zum Kapitalmarkt verlieren. Die Chance, dass Griechenland in den nächsten sechs bis zwölf Monaten austrete, liege bei mehr als 50 Prozent. Die Beschlüsse auf dem EU-Gipfel hätten erneut nur Zeit, aber keine Lösung gebracht. Europa habe aber keine Zeit mehr, sagt Roubini, es müsse zu einer stärkeren Integration der Eurozone kommen. Die Teilnehmer auf den Märkten wüssten genau, „entweder bekommen wir die Fiskal-, Banken- und Transferunion oder der Euro löst sich auf“. Weiters spricht sich Roubini für einenWachstumspakt aus. Weiter zu sparen, würde die Rezession verschlimmern. Er schließt mit einer düsteren Prophezeiung für 2013. „Im nächsten Jahr könnte es zum perfekten Sturmkommen. Die Eurozone könnte sich auflösen, die USA die Fiskalklippe herunterfallen. ChinasWachstum könnte sich abrupt abschwächen, wie auch in Brasilien oder Indien.“Völlig anders fällt die Beurteilung von Jean-Claude Trichet, bis Ende Oktober 2011 Präsident der Europäischen Zentralbank, aus. Ihm sei um die Zukunft des Euro nicht bang, sagte er ebenfalls im „Handelsblatt“. „Wir haben in der Eurozone eine Krise der Banken und einiger Staaten, aber die Währung selbst ist sehr robust. Natürlich wird der Euro überleben. Er ist eine bemerkenswert widerstandsfähige Währung.“Als Ausweg aus der Dauerkrise seien aber grundlegende Reformen nötig. „Unser Problem ist die unzureichende Führung. Wir brauchen einen Quantensprung, um sie zu verbessern“, sagte Trichet, der sich unter anderem für eine Bankenunion ausspricht.