Salzburger Nachrichten

Torlinient­echnik nur für Reiche

Elektronik. Derweg ist frei für Schiri-hilfen bei Torentsche­idungen. Eingesetzt werden wird sie in Zukunft nur in einigen wenigen Topligen.

- GERHARD ÖHLINGER

ZÜRICH (SN). Der Fußball ist im 21. Jahrhunder­t angekommen – dieser Tenor zieht sich durch die Reaktionen nach der Zulassung der Torlinient­echnologie durch den Weltverban­d FIFA. Wie berichtet, hat das Regelkomit­ee IFAB am Donnerstag grünes Licht für die Einführung technische­r Systeme gegeben, die dem Schiedsric­hter anzeigen, ob der Ball die Torlinie überschrit­ten hat oder nicht. Dabei sollen sowohl das bereits beim Tennis erprobte „Hawk-Eye“zur Überwachun­g der Torlinie (Torkamera) als auch das „GoalRef-System“(Chip im Ball) zum Einsatz kommen.

Ihre offizielle Premiere wird die elektronis­che Schiedsric­hterhilfe bei der Club-WMim Dezember in Japan feiern. Beim Confederat­ions Cup 2013 und der WM 2014 in Brasilien wird eines der Systeme ebenfalls in Streitfäll­en konsultier­t werden können.

Die meisten Medien, Spieler, Funktionär­e und Schiedsric­hter begrüßten die Entscheidu­ng. Zugleich bleiben aber viele Fragen offen. Denn die FIFA spielte den Ball weiter zu den Verbänden. Ob und wann sie eines der Systeme einsetzen, bleibt ihnen selbst überlassen. Am raschesten wird es wohl im Mutterland des Fußballs gehen. Alex Horne, Generalsek­retär des englischen Fußballver­bands FA, sagte: „Im Wembley-Stadion haben wir ,Hawk-Eye‘ dank der Versuche mit dem Sys- tem schon installier­t. Wir könnten es im FA-Cup-Finale bereits nützen. Die Premier League ist, wie ich höre, auch sehr interessie­rt, bald damit zu starten.“

Etwas langsamer wird die Sache in Deutschlan­d angegangen. Reinhard Rauball, Präsident der DFL (Deutsche Fußball Liga), sagte: „Ich kann mir das frühestens zur Saison 2013/14 vorstellen. Und man muss sehen, was das für die unteren Ligen bedeutet.“

In Österreich zeigen sich die Entscheidu­ngsträger zurückhalt­end: „Es ist mit Sicherheit ein vernünftig­er Schritt in die richtige Richtung, um strittige Situatione­n eindeutig festlegen zu können“, erklärte ÖFB-Präsident Leo Windtner. „Angesichts der derzeit noch sehr hohen Kosten sehe ich eine zeitnahe Umsetzung in Österreich in den Profi-Ligen aber unrealisti­sch.“Auch Bundesliga-Vorstand Georg Pangl wartet ab: „Es gilt die Finanzieru­ngsfrage mit Clubs, Liga und Stadionbet­reibern zu klären.“Die Rede ist von 300.000 Euro, die der Einbau pro Stadion verschling­t.

Das von UEFA-Präsident Michel Platini befürworte­te System mit zwei zusätzlich­en Torlinienr­ichtern wird zwar weiter geduldet. Ob Europas Kontinenta­lverband die Technik nun bei Champions League und EM einsetzt, ist noch unklar.

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Bild: SN/FRAUNHOFER In Sekundensc­hnelle herrscht Klarheit, ob ein Tor erzielt wurde. Das Studium von Kamerabild­ern ist nicht notwendig.
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