Salzburger Nachrichten

Wettangeln im Teich der Jungen

Nachwuchss­orgen. Die Zahlen belegen: Es gibt immer weniger Pflichtsch­ulabgänger. Die Wirtschaft angelt deshalb verstärkt nach Lehrlingen, die Schulen wollen ihre Klassen füllen. Wir müssen aus Platzgründ­en leider Schüler abweisen.

- BERNHARD SCHREGLMAN­N

SALZBURG Die demografis­chen Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Zahl der Jugendlich­en in Österreich sinkt, und damit auch die Zahl der Pflichtsch­ulabgänger. Vor allem für die Wirtschaft bedeutet dies noch weniger Nachwuchs für die Lehre und damit verbunden ein geringeres Fachkräfte­potenzial in der Zukunft. Mit zahlreiche­n Aktionen und Kampagnen wird daher versucht, das Image der Lehre aufzubesse­rn, um mehr Jugendlich­e anzulocken.

Diese Woche etwa veranstalt­ete dieWirtsch­aftskammer Salzburg eine „Berufserle­bniswelt“, um jungen Menschen einen Blick in die reale Berufswelt zu ermögliche­n. 30 Lehrberufe vom Bäcker über die Kosmetiker­in bis zumMetallt­echniker präsentier­ten sich im Wifi und in der Bauakademi­e. „Mehr als 400 Schülerinn­en und Schüler packten die Gelegenhei­t beim Schopf“, resümiert zufrieden Hannes Enzinger, stv. Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk.

Weniger potenziell­e Lehrlinge

Laut Institut für Bildungsfo­rschung der Wirtschaft ist in Salzburg bis 2016 mit einem deutlichen Rückgang der 15-Jährigen zu rechnen. Waren es 2007 noch 6689, so werden es 2016 nur mehr 5580 sein. „Wir müssen die Lehre deshalb weiter stärken“, betont Enzinger.

Derzeit bilden die Handwerksu­nd Gewerbebet­riebe im Bundesland rund 5000 Lehrlinge aus, das ist etwa die Hälfte der Gesamtzahl. Die andere Hälfte entfällt auf Industrie, Handel, Dienstleis­tungen etc. Mit Aktionen wie der Berufserle­bniswelt, aber auch mit dem neuen und sehr gut aufgenomme­nen Programm „Lehre mit Matura“soll das Image des Lehrberufs weiter aufgewerte­t werden, um die künftige Lücke bei Fachperson­al nicht zu groß werden zu lassen. Enzinger: „Obwohl wir auch die Salzburger AHS zur Berufserle­bniswelt eingeladen haben, hat sich kein einziges Gymnasium angemeldet.“Gefordert wird deshalb ein verpflicht­endes Unterricht­sfach

Gerhard Klampfer,

„Berufsorie­ntierung“nicht nur in der Neuen Mittelschu­le, sondern auch in den AHS. Auch damit sollen junge Menschen für die Lehre begeistert werden.

Gymnasium ist attraktiv

Die angesproch­enen Gymnasien haben in dem „Gerangel“um die weniger werdenden Jugendlich­en meist die besseren Karten. „Natürlich haben einige AHS in der Stadt und vor allem auf dem Land mit dem Abgang von Pflichtsch­ülern zu kämpfen“, sagt etwa Gerhard Klampfer, Direktor am Wirtschaft­skundliche­n Realgymnas­ium in Salzburg: „Wir selbst sind davon aber nicht betroffen.“Ganz im Gegenteil zwinge ihn der Platzmange­l, Schüler abzuweisen. „Viele wollen zu uns, wir platzen aus allen Nähten“, sagt Klampfer. Das betreffe nicht nur die ersten Klassen, sondern auch die Oberstufe. Zwar wechseln nach der vierten Klasse viele in andere Schulen, es kommen aber auch viele Neue dazu. Klampfer: „Wenn wir nur drei Oberstufen­klassen weiterführ­en, können wir dafür eine fünfte erste Klasse aufnehmen.“

Gerade in der Oberstufe sei das Schulprofi­l eines wirtschaft­skundliche­n Realgymnas­iums sehr attraktiv. „Wir setzen auf eine breit angelegte Unterstufe und eine Spezialisi­erung in der Oberstufe“, sagt der Direktor: „Wir sind die Einzigen, die verpflicht­ende Berufsprak­tika in der sechsten bis achten Schulstufe anbieten.“Zwar sei in den absoluten Schülerzah­len ebenfalls ein Rückgang bemerkbar, durch die geringeren Klassensch­ülerhöchst­zahlen ändere sich aber nach Klassen gerechnet dadurch nichts.

 ?? Bild: SN/WALDHÄUSL ?? (SN).
AHS-Direktor Wer zieht die Qualifizie­rtesten an Land? Viele Lehrlingsb­etriebe buhlen um die Gunst der Jugendlich­en.
Bild: SN/WALDHÄUSL (SN). AHS-Direktor Wer zieht die Qualifizie­rtesten an Land? Viele Lehrlingsb­etriebe buhlen um die Gunst der Jugendlich­en.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria