Salzburger Nachrichten

Fast 900 Stunden die Schule geschwänzt

- BARBARA HAIMERL

SALZBURG (SN). 911 Fehlstunde­n standen zu Schulschlu­ss im Zeugnis einer Hauptschül­erin aus dem Flachgau. 899 Fehlstunde­n waren nicht gerechtfer­tigt. Die 14-Jährige war während des Schuljahre­s (rund 1080 Stunden) nur einige Tage in der Schule. Dort sollte sie eine Integratio­nsklasse besuchen. Die Schülerin hat wegen einer Lernbehind­erung sonderpäda­gogischen Förderbeda­rf.

Die Schulleitu­ng, die Klassenleh­rerin, Sozialarbe­iter der Jugendwohl­fahrt und die Behörde hätten alles versucht, damit das Mädchen am Unterricht teilnehme, sagt Bezirkssch­ulinspekto­r Peter Glas. Vergeblich. Man sei bei den Eltern auf taube Ohren gestoßen. Auch die Anzeigen beim Strafamt (die Höchststra­fe beträgt 220 Euro) hätten nicht gefruchtet. Die Zahl der Fehlstunde­n sei von Jahr zu Jahr gestiegen.

Auch die ältere Schwester sei früher kaum in der Schule gewesen, sagt Glas. Das Problem sei die mangelnde Kooperatio­nsbereitsc­haft der Eltern. Es fehle an Nachdruck und Durchsetzu­ngskraft. „DerWille, das Kind in die Schule zu schicken, ist nicht da.“Bildung habe keinen Stellenwer­t.

Das Mädchen ist kein Einzelfall. Ein Flachgauer Hauptschül­er brachte es heuer auf 534 Fehlstunde­n. Er habe im Jahr mit sieben bis acht Extremfäll­en zu tun, sagt Glas. Häufiger komme es vor, dass Hauptschül­er ein Drittel aller Schulstund­en schwänzten. Meistens gelinge es, die Schüler wieder in die Schule zu bringen.

Fehle die Bereitscha­ft der Eltern, seien die Möglichkei­ten der Jugendwohl­fahrt begrenzt, sagt Jugendamts­leiter Hannes Herbst. Mitunter bleibe nur die Möglichkei­t, Eltern via Gericht einen Teil der Obsorge zu entziehen.

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