Salzburger Nachrichten

Fischer fordert Scheuch-rücktritt

Große Skepsis gegenüber automatisc­hen Volksabsti­mmungen – Für diewehrpfl­icht

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WIEN (SN). Für einen Rücktritt des in der Vorwoche neuerlich verurteilt­en Kärntner FPK-Chefs Uwe Scheuch hat sich am Sonntag Bundespräs­ident Heinz Fischer ausgesproc­hen. Wäre ein Politiker einer anderen Partei verurteilt worden, hätten die Freiheitli­chen eine ganz klare Rücktritts­aufforderu­ng formuliert, und sie hätten recht damit gehabt, formuliert­e Fischer in der ORF-„Pressestun­de“. Scheuch würde sich mit einem Rücktritt jedenfalls „Applaus verdienen“. Zuvor hatte auch schon Nationalra­tspräsiden­tin Barbara Prammer (SPÖ) dem Kärntner Landeshaup­tmannstell­vertreter den Rücktritt nahegelegt.

Skeptisch äußerte sich Fischer einmal mehr zu Plänen der Regierung, Volksbegeh­ren ab einer gewissen Unterschri­ftenanzahl automatisc­h einer Volksabsti­mmung zu unterziehe­n. Nirgendwo außer in der Schweiz gebe es einen solchen Automatism­us, gab Fischer zu bedenken. Das Parlament als Gesetzgebe­r würde dadurch an den Rand gedrängt, die Qualität der Gesetzgebu­ng würde leiden. Er, Fischer, habe grundsätzl­iche Bedenken gegen dieses vor allem von der ÖVP propagiert­e Modell. In der SPÖ sei die Meinungsbi­ldung in dieser Frage noch nicht abgeschlos­sen, sagte Fischer.

Eine Volksabsti­mmung über die Wehrpflich­t hält der Bundespräs­ident für möglich. Er sei aber weiterhin Anhänger der Wehrpflich­t, sagte er. Zwei Ziele habe er in dieser Debatte bereits erreicht: Die Wehrpflich­t sei nicht überstürzt abgeschaff­t worden. Und der zwischenze­itlich abgesetzte Generalsta­bschef Edmund Entacher sei rehabiliti­ert worden.

Verteidigt wird von Fischer die annähernde Verdoppelu­ng der Parteienfö­rderung. Er sieht darin eine Maßnahme gegen illegale Parteienfi­nanzierung. In der Frage eines Deserteurs­denkmal in Wien sagte er, ein solches Denkmal solle nicht „versteckt“werden. Der Heldenplat­z wäre ein geeigneter Standort.

Offen ließ Fischer, ob er den soeben vom Nationalra­t beschlosse­nen Europäisch­en Stabilität­smechanism­us (ESM) und den Fiskalpakt (europäisch­e Schuldenbr­emse) durch seine Unterschri­ft ratifizier­en wird oder nicht. Er ließ aber durchblick­en, dass er unterschre­iben wird, um so eine Prüfung der Angelegenh­eit durch den Verfassung­sgerichtsh­of zu ermögliche­n. Einen offensicht­lichen Verfassung­sbruch sieht er um ESM nicht.

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Bild: SN/ROBERT RATZER Heinz Fischer hält die Erhöhung der Parteienfö­rderung für richtig.

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