Salzburger Nachrichten

Webber: Wm-titel statt Pension

Klarstellu­ng. Mit dem zweiten Saisonsieg fährt Markwebber im Titelrenne­n ganz vorn mit und klärt damit auch seine Zukunft.

- GERHARD KUNTSCHIK berichtet aus Silverston­e

Die immer wiederkehr­enden Gerüchte eines Wechsels zu Ferrari hat Mark Webber nie dementiert. Wozu auch – wer bei Topteams gefragt ist, erhöht seinen Marktwert. Und dieser ist für den 35-Jährigen, der üblicherwe­ise nur Einjahresv­erträge abschließt und so stets ein „free agent“ist, sehr wichtig.

Bei Red Bull Racing wissen alle, was sie am nun neunfachen GPSieger haben – nicht erst, seit der Australier vor wenigen Wochen zum zweiten Mal in Monaco und nun gestern zum zweiten Mal sein De-facto-Heimrennen in Silverston­e gewann.

„Es gibt eine gute Chance, dass ich nächstes Jahr Formel 1 fahren werde“, hatte Webber Donnerstag in der kleinen Medienrund­e beiläufig erklärt, ungeachtet der „Prognosen“vor allem deutscher Medien von seiner bevorstehe­nden „Ausmusteru­ng“im österreich­isch-britischen Team. Dessen heimlicher Chef, Red Bulls Motorsport­verantwort­licher Helmut Marko, Sonntagmit­tag die Frage nach Personalie­n so beantworte­te: „Never change a winning team.“Vier Stunden später fügte Webber in sehr leisem Ton an: „Dieses Ergebnis hilft mir sehr, 2013 in der Formel 1 zu bleiben.“Wer Webbers freundscha­ftliches Verhältnis zu Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz, seine Verbundenh­eit mit Teamchef Christian Horner und Technikgur­u Adrian Newey und seine Popularitä­t in der Fabrik in Milton Keynes kennt, weiß: Webber wird als Bulle in Pension gehen, aber erst in einigen Jahren.

„Ferrari gewinnt das Reifenquiz“hatte der „Independen­t on Sunday“noch getitelt, nachdem am Samstag Alonso Webber um 47 Tausendste­l die „Pole“entrissen hatte. Am Sonntag, am ersten „trockenen“Tag, an dem die Asphalttem­peratur auf fast karibische 30 Grad geklettert war, waren nur noch die Slicks im Einsatz – die nur kurz am Samstagvor­mittag im Training versucht wurden. Und da griff Red Bull eindeutig zur besseren Taktik als Alonsos Ferrari-Crew: Während der Spanier zuerst zwei Mal mit den schnellere­n harten Reifen fuhr und im Finish auf die problemati­schen weichen wechseln musste, hatten Webber, Vettel, der zweite Ferrari-Pilot Massa usw. die „softs“zu Beginn verwendet. Alonsos Vorsprung von maximal sechs Sekunden aufWebber reichte gegen den im Finish aufdrehend­en Australier nicht: In Runde 48 von 52 ging der Red-Bull-Star in Führung und siegte mit drei Sekunden Vorsprung, und auch Teamkolleg­e Vettel kam Alonso noch auf 1,7 Sekunden nahe.

„Vielleicht ist Rang zwei imMoment enttäusche­nd, doch ich weiß, in einigen Stunden werde ich zufrieden sein“, befand der Asturier. „Dieser Sieg ist eine große Befriedigu­ng“, gestand Webber, „er ergibt eine gute Lage im WM-Kampf. Außerdem ist Silverston­e mein Heimkurs. Ich wohne seit 1996 nur wenige Meilen entfernt. Ich hatte schon ein gutes Gefühl, als ich in der Früh die Hunde ausführte. Emotionen wie hier kann ich, bei allem Respekt, in Hockenheim nicht haben.“

Dort fährt allerdings Teamkolleg­e Vettel in knapp 14 Tagen sein Heimrennen.

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Bild: SN/GEPA Keiner springt höher: MarkWebber jubelt nach Sieg in Silverston­e.
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