Auch die Homo-ehe stärkt die Gesellschaft
Der Umgang eines Staates mit der Homosexualität ist Gradmesser für die Stabilität des gesellschaftlichen Gefüges.
In manchen Ländern Afrikas und des Nahen Ostens drohtMenschen, die gleichgeschlechtlich lieben, Haft oder gar der Tod. In den USA hat sich gerade der Präsident in einem Brief an die Höchstrichter dafür ausgesprochen, die Eheschließung von Lesben und Schwulen bundesweit zuzulassen.
Die Spannweite von möglichen Haltungen von Staaten und Gesellschaften im Umgang mit Homosexuellen ist enorm groß. Das hat viel mit der Geschichte zu tun, mit alten oder modernen Einstellungen, auch mit religiösen Traditionen und mit Entwicklungen, die sich in den vergangenen Jahrzehnten ergeben haben.
In Europa und den USA ist die Einsicht schon weit vorangekommen, dass Homosexuelle gleichwertige Menschen sind. Dieser Prozess ist freilich noch lange nicht abgeschlossen. Das zeigen juristische und politische Auseinandersetzungen rund um die Frage, ob auch Schwulen und Lesben erlaubt werden soll, Ehen zu schließen, die rechtlich jener von heterosexuellen Paaren gleichrangig sind. In Paris demonstrierten kürzlich Hunderttausende gegen zu große Liberalität, in vielen Ländern sträuben sich vor allem konservative Politiker.
Es ist in Europa und Amerika längst akzeptiert, dass Homosexualität weder gegen die Natur ist noch eine Krankheit, die man heilen müsse. Die Befunde der Naturwissenschaften und derMedizin haben das unumstößlich klargestellt. Es geht im Konflikt um die Homo-Ehe nur noch teilweise um Glaubensfragen, dafür aber um handfeste politische Grundsätze und wirtschaftliche Überlegungen.
Da stehen die Vertreter einer offensiv liberalen Haltung jenen gegenüber, die aus der Anerkennung der Homo-Ehe einen potenziellen Nachteil für die klassische Ehe herauslesen. Der totalen Toleranz steht die Sorge gegenüber, dass die Stellung der klassischen Familie mit dem Ziel, Kinder aufzuziehen, durch die Gleichstellung der Ehe von Homosexuellen Schaden nehmen könnte.
Dabei könnte man die Sache durchaus positiv sehen. Wenn zweiMenschen sich aneinander binden wollen, Verantwortung füreinander tragen wollen mit allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen dieses Schrittes – dann sollte man ihnen das doch gewähren.
Denn jede solche enge Verbindung stärkt das gesellschaftliche Gefüge, das eine Gesellschaft ausmacht. Ob die beiden Partner nun eine Frau und ein Mann sind, zwei Frauen oder zwei Männer.