Salzburger Nachrichten

Kroatiensw­eg in die EU ist frei

Beitritt. Die Hausaufgab­en sind gemacht, die Eu-kommission gibt grünes Licht. Ab 1. Juli ist Kroatien Mitglied im Klub der Europäer. Die anderen Balkanländ­er sollen folgen.

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ZAGREB (SN). Kroatien wird zum EU-Beitritt am 1. Juli nicht mit dem eigenen „Prosek“anstoßen können – zu sehr ähnelt der Name dem italienisc­hen, EU-weit geschützte­n Prosecco, weswegen der Perlwein nun umgetauft werden muss. Dem EU-Beitritt selbst steht aber nichts mehr imWeg. Erweiterun­gskommissa­r Stefan Füle gab am Dienstag in Zagreb grünes Licht. Zehn Aufgaben in den Bereichen Wettbewerb, Justiz und Sicherheit­sfragen hatte Brüssel dem Beitrittsk­andidaten vor einem halben Jahr gestellt. Diese galt es zu erfüllen. Laut dem Monitoring-Bericht ist das zum Großteil erfolgt. Lediglich ein Grenzüberg­ang im Süden des Landes muss noch gebaut und 100.000 Seiten EU-Gesetz übersetzt werden. Als größter Brocken galt die Privatisie­rung der Schiffswer­ften, die der Staat nicht mehr subvention­ieren durfte. Obwohl große Fortschrit­te im Justizwese­n erzielt worden seien, müsse Kroatien weitere Anstrengun­gen unternehme­n, vor allem im Kampf gegen Korruption, mahnte Brüssel. Rechtskräf­tige Urteile in hochrangig­en Korruption­sfällen, etwa gegen den früheren Premier Ivo Sanader, stünden aus.

Die Korruption ist es, die Rumänien und Bulgarien im Weg steht, Schengen-Mitglied zu werden. Kroatien kann sich also nicht ausruhen, wenn es an seinem Plan festhalten will, dass die Grenzkontr­ollen schon 2015 fallen. Nach außen wird Kroatien die EUGrenzen verschärft absichern müssen: Im Monitoring-Bericht wurde gelobt, dass die Zahl der Grenzbeamt­en aufgestock­t wurde. Für die EU, zuletzt fast ausschließ­lich mit der Rettung von Staaten beschäftig­t, ist der Beitritt Kroatiens wohl ein Lichtblick, ob- wohl auch Kroatien wirtschaft­lich schwer angeschlag­en ist. Geht es nach Füle und dem Großteil der EU-Staaten, soll die Erweiterun­g weitergehe­n: „Bald werden wir 28 Mitglieder sein und alle sprechen von Ermüdung. Doch diese ist nirgends manifestie­rt“, sagte Füle. Österreich­s Außenminis­ter Michael Spindelegg­er (ÖVP) betonte, die kroatische Erfolgsges­chichte sei ein deutliches Ermutigung­ssignal an alle Länder des westlichen Balkans. Kroatiens EU-Beitrittsp­rozess begann vor zehn Jahren. Das Land hat die längsten Verhandlun­gen aller bisherigen EUMitglied­er hinter sich und musste sich auch als erstes dem Monitoring vor dem Beitritt unterziehe­n, das nach dem Beitritt jedoch nicht mehr fortgesetz­t wird.

Im Europäisch­en Parlament sind für Kroatien bis zu den EUWahlen 2014 zwölf Sitze reserviert. Am 14. April wählen die Kroaten ihre ersten EU-Abgeordnet­en.

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berichtet für die SN aus Zagreb
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