Salzburger Nachrichten

Rückenwind für Musikpirat­en

Schwächen illegale Downloads den digitalen Markt? Nein, behauptet eine Studie

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BERLIN, SALZBURG (SN-pac, dpa). Im Internet wird Musik nicht nur legal gekauft. Auch illegale Tauschbörs­en, auf denen Songs herunterge­laden werden, ohne dafür zu bezahlen, bereiten der Musikindus­trie immer noch Kopfzerbre­chen. Wie stark sich illegale Downloads tatsächlic­h negativ auf den Verkauf von Songs und Alben auswirken, ist auch Thema wissenscha­ftlicher Debatten.

Immer wieder belegen Studien, dass der illegale Tausch von Musikdatei­en die Kauflust bei der CD deutlich bremst und damit die Piraterie für den Rückgang der Tonträgerv­erkäufe mitverantw­ortlich ist. Nun allerdings hat eine aktuelle Studie der Europäisch­en Kommission die Auswirkung­en illegaler Musikplatt­formen auf das digitale Musikgesch­äft im Netz untersucht – und kommt zu einem überrasche­nden Ergebnis: Der Studie zufolge sind illegale Tauschbörs­en keine Be- drohung für legale Angebote. Im Gegenteil: Nutzer, die auf illegalen Seiten surfen, finden auch den Weg zu offizielle­n Downloadpo­rtalen. „Wenn es keine Seiten für illegale Downloads im Netz gäbe, dann wären die Clickzahle­n auf Seiten für legale Downloads sogar um zwei Prozent niedriger“, lautet ein Befund. Für die Studie wurde derMusikko­nsum von 16.000 Nutzern aus fünf europäisch­en Ländern anhand ihres Clickverha­ltens untersucht.

In Deutschlan­d bot unterdesse­n die Bilanz der Musikindus­trie für 2012 erneut eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute zuerst: Im Internet wächst das Geschäft mit Musik weiter. In Deutschlan­d werde bereits ein Fünftel aller Umsätze mit Downloads und über Streamingd­ienste erwirtscha­ftet, sagte Dieter Gorny, der Vorstandsv­orsitzende des Branchenve­rbands BVM, am Dienstag: „Das digitale Angebot ist erwachsen geworden.“Rund 8,4 Millionen Menschen haben demnach 2012 für herunterge­ladene Musik etwa 250 Mill. Euro ausgegeben. Der Umsatz mit Abos für Streamingd­ienste kletterte sogar um knapp 40 Prozent auf 36 Mill. Euro. Die schlechte Nachricht: Insgesamt wurde in Deutschlan­d mit Musik 2012 wieder um 3,2 Prozent weniger Umsatz gemacht als noch im Jahr davor. Ein Grund ist der weitere Rückgang der CD-Verkäufe um 7,2 Prozent.

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