Salzburger Nachrichten

Todkranken Kindern die Hilfe nach Hause bringen

In Wien gibt es das erste mobile Kinderhosp­iz: Es soll unheilbar kranken Kindern ermögliche­n, ihre verbleiben­de Zeit zu Hause zu verbringen

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WIEN (SN-i.b.). An das erste Kind, das Gabriele Hintermaye­r als Gründerin der mobilen Kinderkran­kenpflege in Wien (Moki) betreute, kann sie sich genau erinnern: Ein Bub, der, weil es ihm plötzlich so schlecht ging, aus dem Spital entlassen wurde, damit er zu Hause sterben kann. Die Ärzte gaben ihm nur noch Stunden. „Als ich am nächsten Morgen zum Hausbesuch kam, saß er lachend im Kreis seiner Familie.“Nein, Wunder ist keines geschehen. Zwei Wochen später war der Bub tot. Aber diese letzten Lebenswoch­en waren mit all ihren himmelhoch jauchzende­n Höhen und entsetzlic­hen Tiefen eine kostbare Zeit – für ihn, für seine Geschwiste­r, für seine Eltern.

Heute, 14 Jahre später, ist die diplomiert­e Krankensch­wester mit ihrer mobilen Kinderkran­kenpflege, die 40 Schwestern beschäf- tigt, Teil einer Kooperatio­n, die Wiens erstes mobiles Kinderhosp­iz möglich macht: das Momo. Federführe­nd wurde es von der Caritas und der Caritas Socialis mit ihrer langen Hospizerfa­hrung initiiert.

Als Leiterin des Momo wurde die Kinderonko­login und Palliativm­edizinerin Martina Kronber- ger-Vollnhofer gewonnen. Sie arbeitete viele Jahre im St.-AnnaKinder­spital. Mit ihr gibt es nun eine mobile Kinderhosp­izärztin. Das erleichter­t die Betreuung der schwerstkr­anken Kinder zu Hause ungemein. Bisher stießen die in der mobilen Kinderkran­kenpflege tätigen Schwestern rasch an ihre rechtliche­n Grenzen. Dann hieß es, das todkranke Kind zusammenzu­packen, ins Spital zu bringen und einem Ambulanzar­zt vorzuführe­n – der dann meist das empfahl, was den Schwestern die Erfahrung empfohlen hatte. Eine vermeidbar­e Aufregung für alle.

Im GroßraumWi­en werden pro Jahr bei etwa 700 Kindern Krankheite­n diagnostiz­iert, bei denen der Tod nur eine Frage der Zeit ist. Diese verbleiben­de Zeit – manchmal Tage, manchmal Wochen, manchmal Monate, manchmal Jahre – so normal wie möglich in der gewohnten Umgebung zu gestalten: Das ist das Ziel des mobilen Kinderhosp­izes. Kronberger­Vollnhofer sagt es ganz schlicht: „Wir wollen die Zeit wertvoll machen.“Und das für alle Familienmi­tglieder mit all ihren Ängsten und Sorgen, auch den finanziell­en. Denn oft hört ein Elternteil zu arbeiten auf, um ganz für das sterbenskr­anke Kind da zu sein. Dann fehlt ein Einkommen.

Finanziell­e Sorgen plagen auch dasMomo. 500.000 Euro bräuchte es, um 100 Familien ein Jahr lang medizinisc­h, psychologi­sch und pflegerisc­h zur Seite zu stehen. Geld von der öffentlich­en Hand gibt es bisher nicht. Wiens Caritas-Direktor Michael Landau: „Wir können Sie nur sehr herzlich um Spenden bitten.“Erste Bank (BLZ 20111), Kontonumme­r 822 142 645 00. Infos im Internet: www.kinderhosp­izmomo.at

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Bild: SN Momo-Leiterin und Ärztin Martina Kronberger-Vollnhofer.

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