Salzburger Nachrichten

Von Disco in Bordell verschlepp­t

Menschenha­ndel. 70 Slowakinne­n wurden in Österreich zur Prostituti­on gezwungen. Ein verliebter Freier aus Salzburg kaufte ein Mädchen bei einem Zuhälter um 58.000 Euro frei.

- RIED IM INNKREIS

(SN-pef). Der Polizei in Oberösterr­eich gelang gemeinsam mit Kollegen in der Slowakei ein Schlag gegen Menschenhä­ndler. Bei einer internatio­nalen Polizeiakt­ion, die bereits Anfang März durchgefüh­rt worden war, wurden in der Slowakei elf Verdächtig­e aus dem Rotlichtmi­lieu verhaftet, vier befinden sich in U-Haft. Darunter die beiden mutmaßlich­en Haupttäter, zwei Zuhälter im Alter von 41 und 42 Jahren. In Oberösterr­eich gingen den Ermittlern zwei Bordellbet­reiber aus dem Bezirk Ried im Innkreis in die Fänge. Sie sollen die Opfer von den slowakisch­en Händlern übernommen haben.

Adolf Wöss, Pressespre­cher des Landespoli­zeikommand­os Oberösterr­eich, schilderte die Vor- gangsweise der verdächtig­en Bandenmitg­lieder folgenderm­aßen: „Sie haben die blutjungen Frauen in Diskotheke­n, Lokalen oder auf öffentlich­en Plätzen in der Slowakei angesproch­en. Ihre Opfer wurden mit dem Verspreche­n, sie könnten gut bezahlt als Kellnerinn­en in Bars arbeiten, unmittelba­r danach nach Oberösterr­eich gelockt.“Dort angekommen, wurde den Frauen allerdings der Reisepass abgenommen und sie wurden zur Prostituti­on gezwungen.

Um sicherzuge­hen, dass sie nicht flüchten, seien die Opfer gefügig gemacht worden. Und zwar durch Psychoterr­or und Einschücht­erungen. So sollen die Männer gedroht haben, ihren Familien in der Slowakei etwas anzutun, sollten sie nicht kooperie- ren, so Wöss. Ihm zufolge wurden in den Jahren von 2001 bis 2009 mehr als 50 Frauen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren auf diese Art ausgebeute­t. Nach außen hin habe alles korrekt gewirkt: Die Frauen waren gewerberec­htlich angemeldet und sie hatten alle Gesundenun­tersuchung­en.

Eine wesentlich­e Rolle bei der Aufklärung der Affäre spielte der „Verkauf“einer polnischen Prostituie­rten. Ihre Zuhälter sollen von einem 45-jährigen Angestellt­en aus Salzburg, der sich in eines der Mädchen verliebt hatte und es aus dem Rotlichtmi­lieu loseisen wollte, 58.000 Euro verlangt haben. Ansonsten werde die junge Frau an eine ausländisc­he Gruppierun­g übergeben, drohten sie. Der verliebte Freier zahlte daraufhin die geforderte Summe. Doch die „Freigekauf­te“konnte zusammen mit anderen slowakisch­en Mädchen aus den Bordellen flüchten. Sie stellten sich der Polizei als Zeuginnen zur Verfügung.

Danach nahmen die oberösterr­eichischen Kriminalis­ten Kontakt mit ihren slowakisch­en Kollegen auf und ermittelte­n mit ihnen gemeinsam. Darauf wurde es den Verdächtig­en offenbar zu „heiß“. Sie zogen sich aus dem österreich­ischen Rotlichtmi­lieu zurück und betrieben Bordelle nur noch in ihrer Heimat.

Den Verdächtig­en werden grenzübers­chreitende­r Prostituti­onshandel, schwere Erpressung, Menschenha­ndel, schwere Nötigung und Freiheitse­ntziehung zur Last gelegt.

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