Salzburger Nachrichten

„Man bewegt sich damit an der Grenze“

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SN: Demary: Zypern muss befürchten, dass Einleger wegen der Eigenbetei­ligung des Privatsekt­ors Geld aus dem Land abziehen. In der Eurozone herrscht freier Kapitalver­kehr, Kontrollen stehen dazu im Widerspruc­h. Das kann man nur damit rechtferti­gen, dass es sich um eine Ausnahmesi­tuation handelt und dass man außergewöh­nliche Maßnahmen ergreifen muss, um den Bank Run zu verhindern. Es ist aber eine Maßnahme, mit der man sich an der Grenze bewegt. SN: Die Banken in Zypern sollen jetzt erst am Donnerstag öffnen. Wie lange kann man das hinauszieh­en? Demary: Nicht sehr lange, die Menschen müssen ja Transaktio­nen durchführe­n können. Es ist fraglich, was trotz geschlosse­ner Banken überhaupt noch möglich ist. Wenn erst einmal das Gehalt am SN: Man hört, es werde trotz gesperrter Banken Geld aus dem Land gebracht. Wie ist das möglich, versagt da die Notenbank? Demary: Es ist möglich, dass noch elektronis­che Transaktio­nen möglich sind. Ich weiß nicht, ob man in dieser Situation ein Bankennetz lückenlos kontrollie­ren kann, da kann es schon Lücken in der Aufsicht geben. Aber es wäre natürlich nicht fair, wenn es einigen Anlegern noch möglich wäre, Geld außer Landes zu schaffen. Genau deshalb macht man ja auch Kapitalver­kehrskontr­ollen, um alle fair an den Lasten zu beteiligen. In gewissen Fällen sind Kontrollen unerlässli­ch. Monatsanfa­ng, der ja bald ist, nicht auf dem Konto ist, wird das für viele Menschen kritisch. Für den täglichen Bedarf kann man Bargeld beheben, aber wenn Dauerauftr­äge nicht bedient werden, ist das schon ein Problem. SN: Wie lange kann oder muss man Kapitalver­kehrskontr­ollen aufrechter­halten? Demary: Es gibt ja jetzt bekanntlic­h den Plan, die Laiki Bank zu spalten, den guten Teil zur Bank of Cyprus zu geben und die Bad Bank zu schließen. Um diese Abwicklung möglich zu machen, muss man die Guthaben einfrieren. Das geht nicht über Nacht, dieser Zustand wird einige Wochen oderMonate dauern. SN: Ist es grundsätzl­ich der richtigeWe­g, dass man Banken, wie es jetzt in Zypern passiert, geordnet aus dem Markt nimmt? Demary: Die Beteiligun­g des Privatsekt­ors war richtig, weil die Anleger wussten, dass sie sich in ein riskantes Geschäftsm­odell begeben. Und bei Zypern ist ja die Panik ausgeblieb­en, obwohl man eine Bank abwickelt. SN: Kapitalver­kehrskontr­ollen sind also grundsätzl­ich abzulehnen, aber kurzfristi­g in bestimmten Fällen unumgängli­ch? Demary: Ja, weil Kapitalabf­lüsse schädlich wären für das Land, dem man hilft und das sich in Rezession befindet. Man will ja den Schuldenst­and wieder auf ein tragfähige­s Niveau bringen, da muss man Schlimmere­s verhindern.

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Markus Demary:
Zypern will mit Kapitalver­kehrskontr­ollen den Abfluss von Kapital verhindern. Wie beurteilen Sie solche Maßnahmen? Markus Demary:

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