Asthma: Verkehr wirkt wie Passivrauchen
Untersuchung. Schweizer Forscher raten, die Abgasbelastungen an stark befahrenen Straßen zu senken.
SALZBURG (SN). Lärm, Abgase, Feinstaub: Das Leben in einer Stadt hat diese Kehrseite. Verkehrsemissionen an stark befahrenen Straßen können bei Kindern denselben Schaden anrichten wie Passivrauchen. Davor warnen Wissenschafter des Schweizerischen Tropical and Public Health Institute (Swiss TPH) in Basel und spanische Kollegen nach Untersuchungen in zehn europäischen Großstädten, darunterWien.
Verkehrsemissionen wurden bisher nur als Auslöser von akuten Asthmaanfällen in Betracht gezogen. Zahlreiche Studien haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass kindliches Asthma entlang verkehrsreicher Straßen häufiger vorkommt. Laura Perez und Nino Künzli konnten nun zeigen, dass Stadtkinder an stark befahrenen Straßen 14 Prozent häufiger Asthma entwickeln als Kinder, die in ruhigeren Wohngebieten leben. In Europa leben anders als in den USA laut Laura Perez im Durchschnitt 31 Prozent der Einwohner weniger als 75 Meter und 53 Prozent weniger als 150 Meter von einer stark befahrenen Straße entfernt. Als stark befahren gilt eine Verkehrsader mit mehr als 10.000 Fahrzeugen pro Tag.
Die Wissenschafter ermittelten
Wir sollten bei Asthma vermehrt auf den Straßenverkehr achten.
Laura Perez, Schweizerisches Tropeninstitut Basel
in den Städten, welcher Anteil der Bevölkerung innerhalb einer 75Meter-Zone um eine viel befahrene Straße lebte und wie hoch die durchschnittliche Belastung mit Feinstaub von zehn Mikrometern Größe und mit Stickstoffdioxid war. DieseWerte setzen sie in Bezug zur Häufigkeit von Asthma. Ihre Auswertung ergab, dass in den zehn Städten 3200 Asthmafäl- le allein auf die verkehrsbedingten Schadstoffe zurückgehen. Die Forscher wollen andere Faktoren bei der Entstehung von Asthma nicht unterbewertet wissen, doch sie regen an, vermehrt auf verkehrsnahe Wohnlagen zu achten. Welche Bedeutung die Luftverschmutzung für die Entwicklung von Asthma hat, wird in der Wissenschaft noch kontrovers diskutiert. Die Arbeit wurde im Fachmagazin „European Respiratory Journal“veröffentlicht.
Asthma bronchiale gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Etwa jedes zehnte Kind ist betroffen. Meist entwickelt sich Asthma im Vorschulalter. Oft beginnt die Krankheit mit einer chronischen Entzündung, die zur Verengung der Atemwege führt. Auslöser einer chronischen Entzündung sind häufig andere Allergien. Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen mit Asthma reagiert auf Hausstaubmilben, Allergene von Katzen und Hunden sowie Pollen. Psychische Faktoren wie Aufregung, Ärger, Streit oder Freude können asthmatische Beschwerden auslösen. Sie sind aber nicht die Ursache für Asthma.
Asthma lässt sich behandeln, aber nicht heilen. In nur etwa 40 Prozent verschwindet das Asthma bei Heranwachsenden von selbst. Nicht therapiertes Asthma – die Entzündung der Atemwege – wird schlimmer. Kinder erhalten Sprays, die die Bronchien erweitern und/oder Medikamente. Sie sollen laut Medizinern jedoch nur so viel wie unbedingt notwendig an Mitteln konsumieren. In Asthmaschulungen lernen Kinder und Eltern, wie sie am besten mit der Erkrankung umgehen sollen. Info für Salzburg: gesundheitsalzburg.at