Warum Heinrich Kiener vier Wochen tanzte
Die Statistik sagt: Reiche Länder haben die meisten Brauereien. Ein Historiker: Süffig ist nur die Tat.
Statistische Daten über die österreichische Brauwirtschaft“. Das war die trockene Überschrift der Presseaussendung des „Verbands der Brauereien Österreichs“.
Sie lieferten beeindruckende Zahlen: 173 österreichische Braustätten brauen schon mehr als 1000 verschiedene Biere. Der Gesamtausstoß beträgt 8,9 Millionen Hektoliter. Das macht einen Gesamtumsatz von einer Milliarde Euro, verbunden mit einer Steuerleistung von 250 Millionen.
KeinWunder, dass die Griechen und Zyprer so verschuldet sind. In Griechenland gibt es nur 17 Brauereien. Auf Zypern sogar nur zwei. Hängt der wirtschaftliche Erfolg eines Staates gar ursächlich mit Braukunst zusammen? Um diese Frage zu beantworten, bemühten wir den Historiker Harald Waitzbauer. Und der hatte eine süffige Geschichte parat. So um 1900, erzählte er, sei im Gasthaus „ZumMohren“noch Bier aus dem Höllbräu ausgeschenkt worden. Dann ging es rund. Zunächst stach Zipfer das kleine Höllbräu aus. Aber dann sei Zipfer der Charmeoffensive von Heinrich Kiener dem Älteren zum Opfer gefallen. Dieser sei – so ist in einer Handschrift in der Stadtbibliothek nachzulesen – vier Wochen lang jeden Tag in den „Mohren“gegangen, um dort bis in die Morgenstunden zu zechen und mit derWirtin zu tanzen. Dann erst habe dasWirtsehepaar klein beigegeben und den Vertrag bei Zipfer gekündigt. Hier wird noch heute Stiegl ausgeschenkt.
Kieners Charme allein dürfte aber auch nicht ausschlaggebend gewesen sein. „Stiegl hat damals auch 20.000 Gulden zur Tilgung von Schulden zur Verfügung gestellt“, erklärt Waitzbauer.
Wie übertragen wir nun diese Weitsicht auf die aktuellen Finanzprobleme Europas? Ganz einfach. Die Deutschen sind die reichsten. Sie haben auch die meisten Brauereien. Nämlich mehr als 1300. Wenn sie schlau sind, dann tilgen sie die Schulden der Zyprer und Griechen und beliefern die Südeuropäer fortan exklusiv mit deutschem Bier. Sonst macht es eben Heinrich D. Kiener (der Jüngere) mit einer zusätzlichen Charmeoffensive. Motto: „Sirtaki – Tanzkunst auf höchster Stufe.“Mal sehen.