„Ich wurde vom
Trauma. Ein ehemaliger Internatsschüler in Michaelbeuern wurde zuerst von einem Pater sexuell missbraucht. Jahre später wurde der damals 18-Jährige auch noch vom Gericht dafür verurteilt.
(r.) wurde wegen angeblicher Homosexualität 1970 auch noch vom Gericht verurteilt. Einen Besuch in Michaelbeuern hat er genutzt, um das Angebot von Abt Johannes Perkmann für eine Aussprache anzunehmen. SALZBURG (SN). Klaus Oberndorfer hat im Internat im Stift Michaelbeuern 1963 bis 1967 Schlimmes erlebt: Ein Pater hat sich an dem damaligen Schüler x-fach vergangen. Oberndorfer: „Es war sexueller Missbrauch und es gab Schläge.“
Was den heute 61-jährigen Mann aus Vöcklabruck aber fast noch mehr beschäftigt, ist, was sich 1970 im Landesgericht Salzburg zugetragen hat: Oberndorfer musste sich dort, als 18-Jähriger, Jahre nach seinem Martyrium, auch noch vor einem Richter verantworten.
Durch eine Anzeige waren die Vorwürfe gegen den Pater auch zu Polizei und Staatsanwaltschaft gelangt. Ermittelt wurde gegen den Geistlichen – aber auch gegen etliche Schüler, wie Oberndorfer berichtet. Denn zum damaligen Zeitpunkt war „Unzucht wider die Natur“– also homosexuelle Kontakte – noch ein Straftatbestand, wie die Mediensprecherin des Lan- desgerichts Salzburg, Bettina Maxones-Kurkowski, bestätigt: „Aus heutiger Sicht ist es schwer nachvollziehbar, dass ein Opfer ein Strafverfahren bekommt, aber das war bis 1971 die Rechtslage.“
Tatsächlich ging die Gerichtsverhandlung so aus, dass Oberndorfer verurteilt wurde: Er fasste zweiMonate schweren Kerker aus – allerdings bedingt auf drei Jahre. Denn laut Gerichtsakt hat Oberndorfer ein Geständnis unterschrieben, dass er mit dem Pater einvernehmlich Geschlechtsverkehr hatte – auch noch nach seiner Pflichtschulzeit.
Oberndorfer schildert, wie es aus seiner Sicht zu diesen Angaben kam: „Von mir war überhaupt nichts einvernehmlich. Ich habe auch vor Gericht angegeben, dass die Sache schon 1963 angefangen hat – und nur bis zum Ende der Schulzeit 1967 ging. Aber das haben sowohl Gericht als auch Polizei ignoriert. Ich wurde auch von der Polizei unter Druck gesetzt, sodass ich unterschrieben habe, was der Polizist mir vorgelegt hat. Das hat aber auf den Angaben des Täters basiert.“Der Täter, der später ebenfalls verur-