Salzburger Nachrichten

Ein starker Arm braucht Training

Selbst Frank Stronach hält die Gewerkscha­ft für wichtig. Damit das so bleibt, muss sie sich aber grundlegen­d ändern.

- ALFRED PFEIFFENBE­RGER E-Mail: alfred.pfeiffenbe­rger@salzburg.com

Mehr Urlaub, mehr Lohn, bessere Arbeitsbed­ingungen, mehr staatliche Investitio­nen, die die Wirtschaft ankurbeln sollen. Die Ansagen, die beim Kongress des Österreich­ischen Gewerkscha­ftsbundes zu hören waren, sind nicht neu. Sie gehören zum Standardpr­ogramm.

Was inzwischen nicht mehr zum Standardpr­ogramm gehört, ist, dass die Wünsche und Forderunge­n des ÖGB auch umgesetzt werden. Österreich­s Gewerkscha­ften haben in den vergangene­n Jahren einen erhebliche­n Machtverlu­st hinnehmen müssen. Mitglieder­schwund und der Bawag-Skandal, der den ÖGB in eine finanziell­e Krise stürzte, haben damit allerdings nur wenig zu tun. Es sind die globalisie­rten Märkte, die dem ÖGB das Leben schwer machen. Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will, lautete einst der Slogan der Gewerkscha­ften, wenn es darum ging, Interessen der Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er durchzuset­zen. Dann pro- duzieren wir halt woanders, lautet inzwischen die kühle Antwort vieler Arbeitgebe­r. Meist mit dem Hinweis, dass sonst die internatio­nale Wettbewerb­sfähigkeit in Gefahr sei. Auf diese Herausford­erung hat die Gewerkscha­ft keine Antwort gefunden.

Stark ist der ÖGB vor allem noch dort, wo die Arbeitgebe­r dieses Drohpotenz­ial nicht haben, etwa im öffentlich­en Dienst. Dort scheitern Regierunge­n reihenweis­e, wenn es darum geht, Österreich­s Beamtensta­at zu reformiere­n. Die endlose Debatte um ein neues Dienstrech­t für Lehrer ist dafür nur ein Beispiel.

Das ist ein weiteres Problem, das dem ÖGB zu schaffen macht. Viele Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er, die mit ihren Betrieben in einem harten Wettbewerb stehen, sehen überhaupt nicht ein, dass der ÖGB bei Reformen in der Verwaltung immer Nein sagt und sie das mit immer höheren Steuern und Abgaben finanziere­n müssen.

Der ÖGB gerät so zunehmend in Gefahr, zu einem Riesen auf tönernen Beinen zu werden. Was Auswirkung­en auf das ganze Land hätte. Denn dann wäre auch die Sozialpart­nerschaft in Gefahr, die einen wesentlich­en Anteil daran hat, dass es Österreich gut geht.

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