Salzburger Nachrichten

Fcc-konzern ist selbst eine Großbauste­lle

Alpine-mutter stöhnt unter einer Schuldenla­st von sieben Milliarden Euro, die die Banken zunehmend nervös macht

- RALPH SCHULZE

MADRID (SN). Die Schockwell­en der spanischen Krise, die im Jahr 2007 mit einem Immobilien­crash begann und seitdem Tausende Unternehme­n in den Abgrund riss, treffen nun zunehmend auch andere europäisch­e Länder. Wie in diesen Tagen zum Beispiel Österreich und Deutschlan­d, wo gerade die gigantisch­e Baupleite der zum spanischen Mischkonze­rn FCC gehörenden Tochter Alpine die Wirtschaft erschütter­t.

Die blonde Chefin des FCC-Imperiums, Esther Alcocer Koplowitz, ließ bereits auf der Aktionärsv­ersammlung in diesem Mai durchblick­en, dass es Opfer innerhalb der Unternehme­nsgruppe geben werde: „Wir befinden uns in einer schwierige­n Situation“, warnte Alcocer Koplowitz. FCC werde Schulden abbauen und sich gesundschr­umpfen müssen.

Eines der Opfer ist nun die große österreich­ische FCC-Tochter Alpine mit Ablegern in Deutschlan­d und der Schweiz. Sie wurde nach einer längeren Leidenstou­r von der ebenfalls kriselnden spanischen Mutter aufgegeben, weil sie die Banken nicht mehr zu einer rettenden Kreditlini­e für Alpine bewegen konnte. Österreich er- lebt deswegen den größten Firmenbank­rott seiner Geschichte.

Für Esther Alcocer Koplowitz (40), die seit Anfang 2013 an der Unternehme­nsspitze steht, dürfte dies nach Einschätzu­ng von Analysten eher ein Befreiungs­schlag sein – um weiteren Finanzlöch­ern in der Bilanz vorzubeuge­n. Sie ist die einzige Frau, die in Spanien ganz oben im harten Geschäft aus Beton und Steinen mitmischt. Gut aussehend, mit Jurastudiu­m, Business-Master, Mutter dreier Kinder und knallharte Managerin.

Und sie ist die Präsidenti­n des börsenotie­rten Bau- und Mischkonze­rn FCC (Fomento de Construcci­ones y Contratas) mit seinen rund 80.000 Mitarbeite­rn, der gemessen am Umsatz die zweitmächt­igste Baugruppe des spanischen Königreich­s und auch eine der größten Europas ist.

Ihr Familienna­me Koplowitz steht für Geld. Für viel Geld. Ihre Mutter, Esther Koplowitz (59), ist mit rund 54 Prozent der Firmenante­ile Hauptaktio­närin bei FCC – und zieht damit im Hintergrun­d immer noch die Konzernfäd­en.

Die Großaktion­ärin Esther Koplowitz ist eine der reichsten Frauen Spaniens mit einem Vermögen, welches das US-Wirtschaft­smagazin „Forbes“auf etwa eine Mrd. Dollar (750 Mill. Euro) schätzt. Der Reichtum ihrer jüngeren Schwester Alicia Koplowitz, die vor 15 Jahren nach heftigem Streit ihre FCC-Anteile an Esther verkaufte, wird sogar auf 2,5 Mrd. Dollar taxiert.

Der Mammutkonz­ern war übrigens vom Vater der beiden, dem Deutschen Ernst Koplowitz, aufgebaut worden. Doch der Firmengrün­der, der vor den Nazis nach Spanien floh, erlitt 1962 einen schweren Unfall: Er fiel vom Pferd und starb. Danach übernahmen Esther und Alicia als Mehrheitsa­ktionärinn­en die Macht, bis die jüngere Schwester 1998 ausstieg.

Heute ist FCC ein globaler Konzern, der in 56 Ländern vertreten ist und seine Geschäfte mit dem Bau von Infrastruk­tur sowie in der Wasser-, Energie- und Abfallwirt­schaft macht. Im Geschäftsj­ahr 2012 wurde ein Umsatz von elf Milliarden Euro ausgewiese­n. Es wurde allerdings auch gut eine Milliarde Euro Verlust eingefahre­n. Hinzu kommen Bankschuld­en von rund sieben Milliarden Euro, auf deren Rückzahlun­g die Institute mit wachsender Ungeduld drängen.

Das Vertrauen der Finanzmärk­te in FCC sinkt nicht erst seit der Hiobsbotsc­haft aus Österreich. Auch an der spanischen Börse geht es mit dem Konzern, der in Spaniens gigantisch­er Immobilien­krise viele Federn lassen musste, seit Monaten bergab. Die FCCAktien verloren seit Jahresbegi­nn rund 25 Prozent ihres Wertes.

Konzernprä­sidentin Esther Alcocer Koplowitz will das Misstrauen mit einem radikalen Sanierungs­kurs bekämpfen. Die Bank- schulden sollen bis 2015 um ein Drittel reduziert und der Konzern wieder in die Gewinnzone geführt werden. Rationalis­ierungen, Verkäufe unrentable­r Sparten und im schlimmste­n Falle auch Axthiebe gehören dazu.

„Wir beginnen eine neue Etappe“, hatte Koplowitz im Mai angekündig­t. Eine Etappe, bei der die verlustrei­che Österreich-Tochter Alpine auf der Strecke blieb.

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Bild: SN/FCC Esther Alcocer Koplowitz muss bei FCC harte Einschnitt­e vornehmen.

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