ORF soll strategisch klug sparen
Eingriffe. Der Orf-stiftungsrat mahnt längerfristige Strukturmaßnahmen ein, erkennt aber an, dass im extrem teuren Jahr 2014 Eingriffe am Programm unvermeidbar sind.
WIEN (SN). Angesichts eines vielerorts kolportierten Schicksalstags für den ORF und eines drohenden Kahlschlags im Programm, versuchten die ORF-Stiftungsräte bei ihrer Plenarsitzung am Donnerstag zu kalmieren. „Einen Kahlschlag im Programm wird es mit Zustimmung des Stiftungsrats sicher nicht geben“, versicherte ÖVP-„Freundeskreis“Leiter Franz Medwenitsch. Es werde vom Stiftungsrat daher die Empfehlung für „strategisch kluges Sparen“geben.
Medwenitsch betonte allerdings, wie auch sein SPÖ-Pendant Josef Kirchberger, dass es sich im kommenden Jahr aufgrund der teuren Sportrechte für FußballWeltmeisterschaft und Olympische Spiele um ein „Ausnahmejahr“handle, das Umschichtungen in der Programmbudgetierung notwendig mache. Laut Kirchberger beläuft sich das Sportbudget inklusive der Kosten für sämtliche Sportrechte im kommenden Jahr auf insgesamt rund 100 Millionen Euro. Dieses Geld auch bereitzustellen, sei eine enorme Herausforderung.
Auch Kirchberger betonte, man werde weiterhin gewährleisten, dass im ORF öffentlich-rechtliche Unterhaltung in einer breiten Vielfalt vertreten bleibe. Freilich werde man im Stiftungsrat auch längerfristige Strukturmaßnahmen ansprechen und einfordern, allerdings würden die sich erst langfristig auf das Budget auswir- ken. Kurzfristiger greifen Maßnahmen im Programm, so Kirchberger.
Dass die für 2014 notwendigen Sparvorgaben zu einem Großteil auf dem Rücken des Programms ausgetragen werden, findet der Grüne Stiftungsrat Wilfried Embacher „hinterfragenswert“und „nicht ausgewogen“, und auch Medwenitsch betonte, man wolle dafür sorgen, dass „möglichst wenig“beim Programm eingespart werden müsse.
Aktuell hat Programmdirektorin Kathrin Zechner einen Plan vorgelegt, der in ihrem Bereich 35 Millionen Euro Einsparungen vorsieht, von insgesamt 340 Millionen Euro Programmbudget. Von Sparmaßnahmen betroffene Sendungen wären „Frisch ge- kocht“, der eigenproduzierte Mittwochabend, „dok.Film“, der „Musikantenstadl“, „Wir sind Kaiser“, die Kulturschiene und das Kinderprogramm, ORF Sport plus sowie der Herbstevent für 2014. Keine Kürzungen soll es hingegen in der Information geben.
Zechner hofft allerdings, dass das Programm aufgrund einer potenziellen Fortsetzung der Gebührenrefundierung oder einer Umschichtung der Sparvorgaben unter den Direktionen nicht ganz so hart zur Kasse gebeten wird.
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat sich bereits im Vorfeld der Sitzung gegen den Vorwurf zur Wehr gesetzt, es werde hauptsächlich im Programmbereich gespart. „Man darf nicht vergessen, dass der ORF zu 90 Pro- zent aus Programm besteht. Daher ist bei Sparmaßnahmen auch immer das Programm betroffen“, sagte er. Und fügte hinzu: „Im Fernsehen wird proportional zu anderen, insbesondere Verwaltungsbereichen, mit Abstand am wenigsten gespart.“
Wie in der Geschäftsführung argumentiert wird, würden von den 35 Millionen Euro Einsparungen im Fernsehen rund 20 Millionen Euro durch Umschichtungen für die Zusatzbudgets bei den Sportrechten notwendig. Die tatsächliche Netto-Einsparung belaufe sich deshalb nur auf 15 Millionen Euro.
Insgesamt müssen aber 80 Millionen Euro eingespart werden. 20 Millionen davon sollen durch den Verkauf von Wertpapieren und nicht betriebsnotwendigen Immobilien erzielt werden.
Die Sitzung am Donnerstag war vor allem deshalb anberaumt worden, um exakte Zahlen auf den Tisch zu legen. Tatsächlich beschlossen würde dieses Sparpaket erst nach der Nationalratswahl. Das bedeutete nicht nur, dass der ORF in den Wahlkampf hineingezogen werden könnte, sondern auch bei Koalitionsverhandlungen eine Rolle spielte.
Letztgenanntes erscheint aber ohnehin unvermeidlich, weil auch eine neue Regierung, unabhängig von ihrer Zusammensetzung, sofort am ORF-Gesetz zu schnitzen beginnen würde. Stichwort: Verkleinerung des Stiftungsrats.