100. Tour de France ohne Eisel
Radsport. Bernhard Eisel wurde von seinem Team Sky nicht nominiert – und das wird zum Glücksfall für die Österreich-rundfahrt, die so stark wie selten zuvor besetzt ist.
SALZBURG (SN). Des einen Freud, des anderen Leid: Nur selten war der alte Sinnspruch zutreffender als am gestrigen Donnerstag im heimischen Radsport. Erst wurde der Steirer Bernhard Eisel von seinem britischen Rennstall Team Sky nicht für die Tour aufgestellt, ein paar Stunden später schon jubelten die Veranstalter der Österreich-Radrundfahrt über die Zusage von Eisel und auch von Thomas Rohregger für die Rundfahrt.
Weil am Vortag auch Rohregger von seinem Team RadioShack nicht nominiert worden ist, findet die 100. Tour de France heuer ganz ohne Österreicher statt. Damit endet ein großes Kapitel im heimischen Radsport, an dessen Spitze natürlich Georg Totschnigs Sieg bei einer Pyrenäen-Etappe steht.
So ganz unerwartet kam aber die Ausbootung der beiden Österreicher nicht. Rohregger ließ heuer mit zu wenigen Ergebnissen
Falscher Plan: Mit der Tour de France hat Eisel heuer nichts zu tun. aufhorchen und Eisels Schicksal zeichnete sich schon mit dem Abgang von Mark Cavendish zu Omega-Quick-Step ab: Eisel war der Mann an der Seite des großartigen Sprinters, der allein 23 Tour-Etappen wonnen hat.
Eisel selbst schlug die Entscheidung natürlich auf den Magen: „Das ist sehr enttäuschend für mich. Ich setze mich jetzt auf mein
bisher
schon
ge- Rad und fahre meinen Frust weg. Aber sie werden die Sache auch ohne mich schaukeln.“
Die Aufstellung von Team Sky ist ein gutes Beispiel für Taktik im Radsport: Die Briten setzen in diesem Jahr alles auf einen Gesamtsieger Chris Froome. Nur vier Fahrer aus dem Vorjahresteam (um Sieger Sir Bradley Wiggins) sind heuer dabei. Man setzt auf keinen Sprinter oder zusätzlichen Etappensiege, sondern auf ein homogenes Team, das nur dem Kapitän helfen soll. Daher sind auch zwei britische Debütanten (Peter Kennaugh, Ian Stannard) dabei, die Froomes Vertrauen genießen. Der hat jedenfalls große Ziele: Er wolle die Tour „die nächsten sechs bis sieben Jahre gewinnen“, ließ er die britischen Tageszeitung „Guardian“wissen.
Mit Freude nimmt man die Planspiele an der Spitze der heimischen Rundfahrt auf. Mit Fabian Cancellara, Tom Boonen, Ivan Basso und jetzt auch Bernhard Eisel hat man nun ein echtes Klassefeld am Start.