Wenn der Reflux stumm bleibt
Ohne Sodbrennen sind Vorstufen von Speiseröhrenkrebs nur schwer erkennbar
WIEN (SN). Reflux mit Sodbrennen, saurem Aufstoßen, Heiserkeit, Husten und Halsschmerzen betrifft nahezu jeden Dritten. Hauptursache ist falsche Ernährung (zu viel, zu süß, zu fett), die das sogenannte Antirefluxventil im Ausgang der Speiseröhre schwächt. Dadurch fließen Magensäure und Speisereste immer wieder in die Speiseröhre zurück und lösen dort Entzündungen aus.
Bei 20 bis 30 Prozent der Betroffenen bilden sich im Ausgang der Speiseröhre Schleimhautveränderungen (Barrett-Ösophagus) – die Vorstufe einer aggressiven Form des Speiseröhrenkrebes.
Heimtückisch wird es, wenn der immer wieder auftretende Rückfluss die Nerven zerstört. Der Betroffene spürt dann keine Symptome mehr, der Reflux bleibt „stumm“. In der Folge kann eine Krebserkrankung entstehen, ohne dass man es merkt. „In über 90 Prozent aller Krebserkrankungen der Speiseröhre, die auf Reflux zurückgehen, haben die Patienten zuvor weder merkbares Sodbrennen noch saures Aufstoßen. Der Tumor wird dann leider erst im fortgeschrittenen Stadium durch Schluckstörungen entdeckt“, sagt Martin Riegler, Chirurg am AKH und Leiter des Reflux Diagnose- und Therapiezentrums in Wien 9. Eine gründliche Vorsorgeuntersuchung der Speiseröhre sei daher ebensowichtig wie die des Darms. „Treten Schluckstörungen auf, ist es meist zu spät, weil der Speiseröhrenkrebs schnell wächst und deshalb der Tumor dann zu groß ist“, sagt Riegler.
Wird bei einer Vorsorgeuntersuchung „Barrett-Ösophagus“erkannt, kann man einer späteren Krebserkrankung diesen Nährboden durch einen endoskopischen Eingriff in Narkose entziehen. Die veränderte Schleimhaut der Speiseröhre wird Schicht für Schicht durch Verödung abgetragen.