„Die Bilder sind so schlimm“
Lkw-fahrer übersah in Wien drei Fußgänger auf dem Schutzweg – Prozess vertagt
WIEN (SN, APA). Ein Unfall wie ein schrecklicher Albtraum: Da steht ein 13Meter langer, tonnenschwerer Lkw am 8. Februar 2012 in Wien-Favoriten an der Kreuzung Raxstraße-Laxenburger Straße und wartet auf das Grünlicht, um Abbiegen zu können. Als der 27jährige Lkw-Lenker nach rechts abbiegt, übersieht er eine 39-jährige Frau, deren 12-jährige Tochter und eine 59-jährige Passantin, die vorschriftsmäßig auf dem Schutzweg die Straße überqueren. Es kommt zu furchtbaren Szenen: Das Mädchen stirbt sofort an den schweren Kopfverletzungen durch den sturzbedingten Aufprall auf der Fahrbahn. Dessen Mutter gerät unter den Lkw und bleibt mit mehreren schweren Brüchen liegen. Eine Passantin versucht, die Frau herauszuziehen. In dem Moment fährt der Lkw noch einmal kurz an, überrollt die 39-Jährige und schleudert sie nach vorn. Sie erleidet derartige Quetschungen an beiden Unterschenkeln, dass ihr beide Beine abgenommen werden müssen.
Zwei junge Frauen, die in einem Autobus der Wiener Linien das Unfallgeschehen verfolgt hatten, erklären übereinstimmend: Der Fahrer habe nach dem Anprall kurz angehalten, sich leicht von seinem Sitz erhoben und sei dann wieder kurz angefahren, wobei die Frau „herauskatapultiert“worden sei. Erst bei ihrer Entlassung aus der Intensivstation erfährt die bedauernswerte Frau, dass ihre Tochter tot ist. Die 59jährige Passantin, die auch vom Lkw überrollt wird, erliegt ebenfalls den schweren Verletzungen.
Im Prozess wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung vor der Favoritner Bezirksrichterin Ingrid Bernardini zeigt sich der Lenker erschüttert: „Es tut mir leid, was passiert ist, das schwere Unglück. Ich hoffe, dass Sie mir vergeben. Ich würde alles tun, um das ungeschehen zu machen.“Das 39-jährige Unfallopfer, das von seinem Sohn im Rollstuhl in den Gerichtssaal geschoben wird, hört es. „Der Lkw-Fahrer hat nicht aufgepasst“, sagt ein Augenzeuge. Der Lenker selbst sagt, er habe keine Erinnerung. „Was danach passiert ist, kann ich nicht mehr sagen, weil die nachfolgenden Bilder so schlimm sind.“– Vertagt.