Salzburger Nachrichten

Paul Mccartney auch inwien „the lucky kind“

Legende. Eines der größten Phänomene der Popmusik bot 27.000 Fans im Wiener Happel-stadion ein Feuerwerk an zeitlosen Klassikern.

- RONALD ESCHER

WIEN (SN). Im Beatles-Song „Things We Said Today“(1964) singt Paul McCartney: „Me, I’m just the lucky kind.“Donnerstag­nacht konnten rund 27.000 Fans im Wiener Happel-Stadion den Glückspilz bewundern: 71 Jahre alt, Figur (fast) wie in Beatles-Tagen, ungebroche­ne Freude am Rock ’n’ Roll, Stimme bemerkensw­ert belastbar, und das bei 35 Songs vom Feinsten. Man kriegt etwas für sein gutes Geld.

Wer bereits um 17 Uhr da ist, bekommt sogar zwei Konzerte. Aus dem Stadion hallt eine Stunde lang der Soundcheck der FünfMann-Band mit Songs, die später gar nicht zu hören sind: McCartney spielt sich warm mit einem schunkelnd­en „Whole Lotta Shakin’“, probt „Honey Don’t“, das Beatles-Drummer Ringo populär gemacht hat, und lässt es später beim (eigentlich­en) Konzert ebenso weg wie „Penny Lane“, das unrund klingt. Nur kein Ballast. Paul schöpft ja aus dem Vollen, aus dem riesigen Repertoire der Beatles-, Wings- und Solotage.

Dann hämmert er „Lady Madonna“ins Klavier und bedankt sich, als Soundtechn­iker klatschen („Thank you, lovely people!“).

Ach so, Sie wollen etwas über das Konzert wissen! Der Eindruck: groß, fast überlebens­groß. Vor allem, als bei „Live & Let Die“die halbe Bühne in Feuerwerke­n explodiert und McCartney mit sichtbar diabolisch­er Freude in die Tasten haut. Fast jeder Song ist ein Klassiker und deren Interpret und Schöpfer ein Rockgott, der berühmtest­e Komponist in der Geschichte des Pop. Paul spricht gern Deutsch („Servus Wien!“), kann noch das vor 60 Jahren gelernte Gedicht „Jakob der Rabe“aufsagen, lässt im Hintergrun­d per Video seine Beatles auferstehe­n, wechselt pausenlos die Instrument­e und läuft zuletzt mit der österreich­ischen Fahne ein.

Überraschu­ngen? Vieles, was noch nie live zu hören war, etwa „For The Benefit Of Mr. Kite!“von John Lennon. Ihn würdigt Sir Paul ebenso (mit dem glaubhaft berührend vorgetrage­nen „Here Today“) wie George Harrison.

Nach den ersten Zugaben streben manche nach fast drei Stunden zum Ausgang. Man ist ja nicht mehr 16. Im Dunkeln steht ein älteres Paar und summt „Yesterday“mit, das noch aus dem Stadion klingt. So hört man Paul am besten – beim Hineinhorc­hen ins Gestern.

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Bild: SN/EPA Sir Paul McCartney: ein 71er, wie man ihn selten sieht.
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