Steirer lenkt Porsche nach Le Mans
Er war schon so etwas wie ein Urgestein beim BMW-Motorsport. Seit 1981 arbeitete Fritz Enzinger (56) für die Münchener, war in deren jüngster Formel-1-Zeit Logistikmanager und bekam im Herbst 2011 einen Anruf, dem ein Treffen auf dem Münchner Flughafen folgte – mit Porsches Entwicklungsvorstand Wolfgang Hatz, zu dem sogar VW-Konzernchef Martin Winterkorn stieß. Kurze Zeit später wechselte der Steirer aus Oberwölz zu Porsche. „Ich wurde gefragt, wie weit nach Norden ich mir vorstellen könnte, aber ich sagte, Stuttgart wäre das Maximum“, erzählt Enzinger lächelnd, dessen Gattin weiter in München wohnt.
Enzingers neue Aufgabe war reizvoll: Er leitet das im Juni 2011 verkündete Comeback Porsches in Le Mans und in der LangstreckenWM mit einem großen Prototypen, das in der nächsten Saison stattfinden wird. „Als ich in Weissach meine Arbeit begann, hatte ich zwölf Mitarbeiter, die schon mit dem Projekt befasst waren, nun sind wir 200 Leute und haben den gewünschten Personalstand. Dafür wurden in Porsches Entwicklungszentrum zwei neue Gebäude errichtet, ein Büro für 130 Mitarbeiter und die Werkstätte.“Seine engsten Kollegen sind zwei Niederbayern aus dem Raum Passau, die er beide aus der Formel 1 lange Zeit kennt: Alex Hitzinger (früher Cosworth-Motorenentwickler, FIA- und Toro-Rosso-Techniker) und Andreas Seidl (Ex-BMW). Enzinger berichtet als Leiter LMP1 direkt an den für Rennsport verantwortlichen Vorstand Hatz.
Porsches stark beobachtetes Le-Mans-Projekt ist auf Schiene. „Das erste Roll-out des neuen Wagens fand kürzlich statt und war vor dem Zeitplan“, bestätigt Enzinger. Welche technischen Details der neue Hybrid-Prototyp haben wird, hält Porsche weiter geheim. Etwas mehr ist zum Thema Fahrer bekannt: Die bisherigen Werkfahrer Timo Bernhard und Romain Dumas sind ebenso wie der frühere Red-Bull-Junior Neel Jani bestätigt, die anderen – darunter der Niederösterreicher Richard Lietz, der eben seinen dritten Le-Mans-Klassensieg feierte – werden in den im Juli startenden Testfahrten evaluiert. Die seit Wochen kursierenden Gerüchte um den Zugang von Red-Bull-Star MarkWebber sind seit dieser Woche keine mehr, der neunfache Grand-Prix-Sieger wird die nächsten Jahre für Enzingers Mannschaft in der WM und im Höhepunkt LeMans antreten.
Le Mans 2013 verfolgte der Steirer als Zuschauer vor Ort. In einem Jahr leitet er den ersten Werkauftritt Porsches in der großen Klasse seit 1998. Und Porsche ist Rekordhalter an Gesamtsiegen in dem Klassiker (16). Bis dahin werden Enzingers 14-Stunden-Wochentage nicht kürzer werden.