Weltstadt an der Quelle
Details aus der Historie großer Metropolen scheinen oft bedeutungslos, dennoch sind Symbole wie der sagenumwobene Mandusevac-brunnen der Ursprung einer Region, in der Generationen ihre Spuren hinterlassen haben.
Heerführer Joseph Jelacic.
Art Pavilion. figen Hügel gelegenen trums, erreicht.
Ein mächtiger, weiß gekalkter Turm schiebt sich ins Blickfeld, der Lotrscak. „Von hier hat man früher das regelmäßige Schließen der Stadttore überwacht und wird man jeden Tag mit einem Schuss um Punkt zwölf Uhr an die Mittagszeit erinnert“, erklärt eine ältere Zagreberin lächelnd. Von der Anhöhe lässt sich die Skyline der größten Stadt Kroatiens erkunden, die nicht nur von roten Ziegeldächern in allen Farbnuancen beherrscht wird, sondern mittlerweile auch von Wolkenkratzern, in deren Glasfassaden sich die Sonne spiegelt.
Zagreb galt lange Zeit als verschlafenes und provinzielles Städtchen, fernab vom internationalen Mainstream, in der man jedoch wunderbar auf den Pfaden längst vergangener Epochen wandeln konnte. Die Zeiten haben sich geändert. Die Save-Metropole scheint im 21. Jahrhundert angekommen zu sein. Nebst den architektonischen Novitäten, wie Zagreb- und Eurotower, Arena Zagreb sowie den hochmodernen Niederflurstraßenbahnen zeugen auch zahlreiche kulturelle Veranstaltungen davon. „Ljeto na Strosu“ist eine dieser öffentlichen Präsentationen von Pop-, Jazzund Folklorekonzerten sowie die Aufführung von Literatur- und Bühnenklassikern aus der kroatischen aber auch englischen und italienischen Literatur auf der roman-
Teil des
Stadtzen-
Weiß und zischend erhebt sich die kleine Fontäne um danach ins türkisfarbene Wasser des runden Marmorbeckens zu stürzen. Eigentlich nichts Spektakuläres, aber dennoch Dreh- und Angelpunkt neugieriger Touristen in der kroatischen Hauptstadt sowie ausgelassener Zagreber, die an Sommertagen dort ab und zu ein Bad nehmen. In der Weihnachtszeit schmückt ein riesiger Adventkranz das bescheiden wirkende Kunstwerk, bei dem Kinder gern Verstecken spielen. Der Legende nach soll dort in grauer Vorzeit das Bauernmädchen Manda beimWasserholen einem dürstenden Ritter begegnet sein, der sie bat, ihn mit einem KrugWasser zu laben. „Zagrabi Mando, zagrabi!“(„Schöpfe, Manda, schöpfe“), soll er gesagt haben.
Im Umfeld des Brunnens entstand die Ansiedlung, die der späteren Stadt den Namen schenkte. Heute wirkt diese Wasserstelle auf dem größten Platz im Zentrum Zagrebs nahezu verloren, im Vergleich zum benachbarten Reiterstandbild – geschaffen vomWiener Bildhauer Anton Dominik von Fernkorn – des kroatischen Helden und Heerführers Joseph Jelacic, der dem Platz seinen Namen gegeben hat. Übrigens einer der vielen Meilensteine österreichischer Kulturgeschichte, auf die man bei ausgedehnten Spaziergängen immer wieder stößt, wie die „Uspinjaca“oder Standseilbahn, die vom österreichischen Unternehmen Waagner Biro um 1890 errichtet wurde.
Die Sehenswürdigkeit liegt an der Ilica, der Hauptstraße und gleichzeitig Flaniermeile, die mit ihren ein- bis zweistöckigen Häuserzeilen das alte Zagreb des 18. und 19. Jahrhunderts vorstellt. Knarrend, rumpelnd und ächzend setzt sich die blaue Fahrkabine in Bewegung, die nach einiger Zeit die Oberstadt, den auf einem weitläu-
Kroatisches Nationaltheater. tischen Promenade der Oberstadt, benannt nach dem kroatischen Bischof Josip Strossmayer. Vom 23. Mai bis 15. September 2013 geben sich Musik- und Theaterliebhaber aus aller Welt ein genussvolles Stelldichein mit hochkarätigen Künstlern aus Kroatien und anderen Teilen derWelt.
In Agram, eine Bezeichnung, die vielen Österreichern heute noch geläufig ist, beherrschten noch vor Jahren die Senioren das Weichbild der Stadt. Das öffentliche Antlitz hat sich gewandelt. Die Jugend dominiert heute die 28. EU-Hauptstadt, freundlich, hilfsbereit und meist multilingual zu jeder Tages- und vor allem Nachtzeit. In Bars und Bierlokalen sind abends kaummehr Sitzplätze zu ergattern. Doch an der Schank, bei einem kühlen Glas Karlovacko-Bier sind jederzeit erfrischende Gespräche mit heimischen Nachtschwärmern möglich. Auch auf dem Markt im Zentrum von Zagreb, dem „Dolac“, kann man die eingesessenen „Purgeri“, wie sich die Zagreber gern selbst nennen, kennenlernen. Laut und regelmäßig preisen die Obst- und Gemüsehändler wie auch einige Bauern aus dem Umland in ihrer traditionellen Tracht ihre frische Ware an. Saftig rote Erdbeeren kämpfen mit glänzenden, rotgelben Äpfeln und bernsteinfarbenen Honiggläsern um die Gunst schaulustiger Kunden. Ein Schmelztiegel bunter Vielfalt, in dem es bei jedem Besuch Neues zu entdecken gibt.