Salzburger Nachrichten

„Ein Linksruck der SPÖ ist ein aufgelegte­r Elfmeter“

- BARBARA HAIMERL

Künftig könnte es zu Konflikten zwischen der Arbeiterka­mmer und der SPÖ Salzburg kommen, meint der Salzburger Politikwis­senschafte­r Reinhard Heinisch. SN: Ein Jahrzehnt Siegfried Pichler an der Spitze der Salzburger Arbeiterka­mmer. Wie fällt Ihr Resümee aus? Heinisch: Die Situation der Arbeiterka­mmer Salzburg spiegelt die der Arbeiterka­mmer Österreich. Da gibt es keine großen Abweichung­en. In den Neunzigerj­ahren war die Arbeiterka­mmer in der Krise. Die Beiträge und die Pflichtmit­gliedschaf­t waren umstritten. Seither gab es den Versuch, die Arbeiterka­mmern stärker in Richtung Dienstleis­tung für Arbeitnehm­er zu orientiere­n. Die Kritik ist zurückgega­ngen. Man kann die Kammer als erfolgreic­h bezeichnen, wenn man Erfolg am Konsens misst und am sozialen Klima, das derzeit wenig Konfliktpo­tenzial hat. SN: Zur Zeit der Großen Koalition in der Landesregi­erung haben die Sozialpart­ner einen sehr konsensori­entierten Kurs gefahren. Wird sich das jetzt ändern? Heinisch: Jetzt wird es schwierig. Die Sozialpart­ner haben nichts davon, wenn Konflikte eskalieren. Im Konsens kann man mehr durchsetze­n. Aber es ist zu erwarten, dass die SPÖ in der Opposition angriffslu­stiger wird. Das könnte zu Konflikten zwischen der Arbeiterka­mmer und der aggressive­ren Partei auf der anderen Seite führen. Zwischen den Sozialpart­nern und der Sozialdemo­kratie könnten große Reibfläche­n entstehen. Zieht die Arbeiterka­mmer mit der Partei mit, riskiert sie Konflikte mit der Wirtschaft. SN: Erwarten Sie in der Opposition einen Linksruck der SPÖ? Heinisch: Es würde mich wundern, wenn die SPÖ das nicht forcieren würde. In Zeiten von Sparpakete­n und sozialer Kälte ist das ein aufgelegte­r Elfmeter. Das sind ja Kernthemen der Sozialdemo­kratie. Außerdem muss die SPÖ in der Opposition keine Sparmaßnah­men verantwort­en. Die Grünen werden das müssen, das wird sie angreifbar machen. Die SPÖ muss sich eine Strategie überlegen, wie sie mit der Opposition­srolle umgeht. Das ist, glaube ich, noch nicht passiert. Vielleicht wartet man den Ausgang der Nationalra­tswahlen ab.

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Bild: SN/ROBERT RATZER Politologe Reinhard Heinisch.

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