Salzburger Nachrichten

Und ein plötzliche­r Todesfall

Check Rettung bei der Taranis

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Dutzende Rettungs- und Feuerwehra­utos sowie das Bundesheer. Die Hilfe ist voll angelaufen. Weil giftige Chemikalie­n ausgetrete­n sind, können die Retter nicht sofort in den Zug. Bange Minuten, die sich für Statisten wie Stunden anfühlen.

Es dauert 25 Minuten, bis ein Herr im orangen Overall und mit orangem Helm plötzlich in das Abteil kracht – wie ein Bergbauarb­eiter. Der holländisc­he Rettungstr­upp ist freundlich, aber nicht zimperlich. Die offene Bauchwunde wird sofort versorgt. „Vertrau mir“, sagt der Notarzt und hält sogar die kalte Hand. Er teilt die Redakteuri­n in die dringendst­e Versorgung­sstufe ein. Die Holländer sprechen gut Deutsch. Eine Trage in das Abteil zu bringen gestaltet sich als zu komplizier­t. Selbst mit der Flex wird der Ausgang nicht breiter. Darum packt ein Mann vorn und einer an den Beinen an, und es geht horizontal aus dem Zug. Zur Erinnerung: Die Bauchhöhle ist offen und der Unterschen­kel gebrochen. Die Holländer verstehen sich blind. Sie hieven die Patientin auf eine Trage und übergeben sie dem Dekontamin­ationsteam des bayerische­n Roten Kreuzes. Bis alle Verletzten dekontamin­iert sind, heißt es warten. In der Zwischenze­it gesellt sich die hohe Politik dazu. Nichts ahnend, dass die Statistin eine gut getarnte Journalist­in ist. Landespoli­zeidirekto­r Franz Ruf sagt Hallo. Alfons Haider beugt sich nach unten und fragt nach dem werten Befinden. Die EU-Kommissari­n winkt herab und führt mit Geschäftsf­ührern der Rettungsor­ganisation­en Small Talk und stellt Fragen, die man mit einer offenen Bauchhöhle lieber nicht beantworte­n sollte. Dann folgt noch ein Foto mit der Patientin.

Endlich im Deko-Zelt angelangt, kommt bayerische­r Schmäh auf. Die deutschen Nachbarn sind zügig und übergeben prompt wieder an die österreich­ischen Sanitäter. Die bringen das Opfer in das nächste Zelt. Dort wartet Dr. Hubertus Franz; ein Franke mit Humor. Er legt der Redakteuri­n zwei Infusionen und eine Halskrause an. Keine Katastroph­e geht ohne Kriseninte­rventionst­eam vonstatten. Und so kommt die psychologi­sche Betreuung, die sich behutsam nach Angehörige­n erkundigt, gleich dazu. Im Handumdreh­en übergibt Dr. Franz seine Patientin an die Mannschaft des Notarzthub­schraubers Martin 1. Bei der Crew sitzt jeder Handgriff. Wenige Minuten später landet sie mit der Spezialpat­ientin an Bord beim eigens für die Übung eingericht­eten Medical-Center in Puch-Urstein. Dort geht es per Krankenwag­en zum Notfallzel­t. Nur leider ist viel los und die Patientin wird im Wagen vergessen. 60 Minuten später ist die Lebenserwa­rtung drastisch gesunken. So ein Härtefall geht sich im voll besetzten Zelt nicht mehr aus. Um 13.45 Uhr wird die Patientin für tot erklärt – steht wieder auf und macht sich auf den Weg in die SN-Redaktion.

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