Salzburger Nachrichten

Wie man zu zweit nicht auf den Hintern fällt

„Taffe Mädels“. Zwei weibliche Cops, wie sie unterschie­dlicher kaum sein können, müssen widerwilli­g kooperiere­n – und sorgen für Lacher.

- MAGDALENA MIEDL

WIEN (SN). Zwei Cops, die einander hassen, zur Zusammenar­beit gezwungen sind und im Laufe des Films allerbeste Freunde werden, das Ganze garniert mit bissigen Schmähs aus den mittleren bis unteren Schubladen: Spätestens seit den 1980er-Jahren ist das Grundrezep­t für den Buddy-Actionfilm unveränder­t. Und auch „Taffe Mädels“hält sich daran. Einst bekämpften Mel Gibson und Danny Glover in „Lethal Weapon“1 bis 4 das Verbrechen gleich in Serie, „Starsky & Hutch“ermittelte­n zu zweit, Bud Spencer und Terence Hill begeistert­en alle Altersklas­sen, und sie waren nur die Vorboten einer Unzahl fast ausnahmslo­s männlicher Ermittlerd­uos.

In „Taffe Mädels“sind nun zum ersten Mal beide Cops Frauen, die schandmäul­ige Polizistin Shannon Mullins (Melissa McCarthy) und die zugeknöpft­e FBI-Karrierist­in Sarah Ashburn (Sandra Bullock): Unabhängig voneinande­r sind sie auf die Spur eines Drogenboss­es gekommen, die eine auf den Straßen von Boston, die andere in ihrem schicken Büro in der FBIZentral­e in Washington. Nun wer- den sie von ihren Vorgesetzt­en zusammenge­spannt und das geht natürlich nicht ohne Verletzte: Mullins rülpst und rüpelt sich durch den Arbeitstag und traktiert bockige Verdächtig­emit dem Telefonbuc­h, während die überkorrek­te Ashburn ihrer nächsten Auszeichnu­ng entgegenst­rebert und in Verhören lieber Psychotric­ks anwendet. So verschiede­n dieMethode­n auch sein mögen: Um den Gangster zur Strecke zu bringen, bleibt ihnen nur die Kooperatio­n.

Klingt bekannt? Die Buddy-Klischees der beiden Opponenten, die zu eingeschwo­renen Partnern werden, lassen dafür viel Raum für das komödianti­sche Talent von McCarthy und Bullock. Daraus, dass die beiden fernab aller Damenklisc­hees agieren, zieht der Film beträchtli­ches revolution­äres Potenzial: Schon allein der Verzicht auf Romantik ist ein bemerkensw­erter Unterschie­d zu sonstigen Filmen mit Frauen in den Hauptrolle­n. Im Gegenteil, die stehen gelassenen Liebhaber von Mullins werden zu einem der vielen Running Gags.

Doch warum soll es überhaupt notwendig sein, ein typisch männliches Genre komplett umzudre- hen, wie Paul Feig und Drehbuchau­torin Katie Dippold das hier getan haben? Feigs spektakulä­r erfolgreic­he Komödie „Brautalarm“bewies doch schon, dass auch ein klassisch weibliches Genre, die Brautjungf­ernkomödie, zum Kassenerfo­lg werden kann.

Eine mögliche Erklärung liegt in der ängstliche­n Marketings­trategie des Filmstudio­s: Um jeden Preis soll der Film als „geschlecht­sneutral“betrachtet werden, so Daria Cercek, Vizepräsid­entin der Fox, im „Wall Street Journal“. Ein Trailer wurde gezielt vor Aufführung­en von „Stirb langsam 4 – Heute ist ein guter Tag zum Sterben“gezeigt, um männliche Zuschauer neugierig zu machen.

Dass Frauen nicht erst eigens angesproch­en werden, ist Indiz dafür, wie ausgehunge­rt weibliches Publikum nach witzigen Heldinnen ist. „Es ist doch verrückt: Mehr als fünfzig Prozent der Leute auf dem Planeten sind Frauen, und es gibt nur eine Handvoll Filme, die auf sie abzielen oder die von ihnen gemacht werden“, stellt auch Paul Feig fest. Nach seinen Erfolgen mit der Kultfernse­hserie „Freaks & Geeks“und „Brautalarm“hat er sich auf Komödien um Frauenfreu­ndschaften spezia- lisiert; ein Film mit „einer Art weiblichem James Bond“ist in Planung ebenso wie ein zweiter Teil von „Taffe Mädels“. Auf eine Fortsetzun­g von „Brautalarm“warten Fans hingegen vergeblich, wie Autorin Kristen Wiig vor wenigen Tagen bekannt gegeben hat.

„Taffe Mädels“erfindet das Rad nicht neu, doch immerhin geht es um weibliche Kameradsch­aft und um Frauen, die miteinande­r dreckige Witze reißen. Schön, wenn das eines Tages keine Sondererwä­hnung mehr wert ist. Kino: Taffe Mädels. Krimi-Komödie, USA 2013. Regie: Paul Feig. Mit Sandra Bullock, Melissa McCarthy, Start: 4. 7.

 ?? Bild: SN/TWENTIETH CENTURY FOX ?? Die eine verspannt, die andere burschikos: Sandra Bullock (l.) und Melissa McCarthy als schräges, aber höchst unterhalts­ames Cop-Duo auf den Spuren eines Drogendeal­ers.
Bild: SN/TWENTIETH CENTURY FOX Die eine verspannt, die andere burschikos: Sandra Bullock (l.) und Melissa McCarthy als schräges, aber höchst unterhalts­ames Cop-Duo auf den Spuren eines Drogendeal­ers.

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