Gefesselte Freiheitsstatue
Welche Kunst sammeln Künstler? Einige geben jetzt ihre Privatsammlung preis
SALZBURG (SN). Ein Mitbringsel aus New York oder ein Fundstück vom Flohmarkt könnte die kleine Plastikstatuette mit großer symbolischer Bedeutung sein. Sie ist – in ihrer Umwicklung aus Draht – ein augenzwinkernder Verweis des deutschen Künstlers C. O. Paeffgen auf menschliche Sammelleidenschaft, in der Kitsch einen wahrscheinlich größeren Stellenwert als Kunst einnimmt.
Das triviale Objekt der industriell gefertigten Statue wird durch die Handarbeit des Künstlers aus der Masse heraus gehoben und zum Kunstwerk. Es stammt aus der Sammlung einer anderen Künstlerin, Irene Andessners. Sie hat Arbeiten ihres – wie sie sagt – väterlichen Freundes und Ateliernachbarn aus Köln C. O. Paeffgen ausgewählt. Diese werden ab heute, Donnerstag, in der Ausstellung „gesammelt“im Salzburger Traklhaus gezeigt.
Ein anderes Objekt ist ein alter Schuh von C. O. Paeffgen, in der Umwicklung vereint mit einem Pumps von Andessner, eine Art Selbstporträt der beiden. Die Fetischierung von Schuhen
von Irene Andessner: von C. O. Paeffgen, ohne Titel (Freiheitsstatue). geht meist auch mit exzessiver Anhäufung und Sammeltrieb einher.
„Meine Sammlung setzt sich primär aus dem Interesse an einer einzelnen Arbeit oder am Werk eines Künstlers zusammen. Oft gibt es Kooperationen, aus denen Freundschaften entstehen, in der Folge werden dann Werke getauscht“, sagt Irene Andessner.
Wie sammeln Künstler? Sie folgen keiner Ankaufspolitik, sondern können ihrer Neigung nachgehen. Nicht hohe Preise und das Ranking im Kunstmarkt, sondern Interesse an der Arbeit der anderen macht Künstler zu Sammlern.
Der Fotokünstler Andrew Phelps sammelt – meist im Zuge eines Tausches – Fotografie. Martin Gredler bleibt seiner Tätigkeit als Grafikkünstler auch beim Sammeln treu. „Durch die Auswahl für die Präsentation im Traklhaus bekommen die Blätter ein neues Gewicht“, sagt Gredler. Neben seiner Auswahl hängen Christian Ludwig Attersees Leihgaben, Werke von Bernard Buffet, Jörg Immendorff, Arnulf Rainer und Dieter Roth. Auf der anderen Seite strahlen die Pferdebilder des Sammlerpaares Heindl/ Wakolbinger magische Präsenz aus. Ausstellung: „gesammelt“, Traklhaus, Salzburg, bis 10. August.