Salzburger Nachrichten

Ermutigend­e Signale aus Brüssel

Hypo. Zunächst hattewettb­ewerbskomm­issar Almunia aufs Tempo gedrückt. Jetzt deutet er an, man könnte die Frist für den Verkauf der Balkan-beteiligun­gen doch verlängern.

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WIEN (SN-hwk). Eine offizielle Antwort auf den am Wochenende nach Brüssel geschickte­n Sanierungs­fahrplan der Regierung für die marode Kärntner Hypo Alpe Adria gibt es noch nicht. Doch schon gestern, Mittwoch, hat EUWettbewe­rbskommiss­ar Joaquín Almunia eine erste grundsätzl­ich positive Einschätzu­ng abgegeben. Unter der Bedingung, dass der vorgelegte Restruktur­ierungspla­n „glaubwürdi­g“sei, habe er „keine Probleme“, sich „flexibel in Bezug auf die Frist für die Investitio­nen am Westbalkan“zu zeigen, erklärte Almunia.

Das rund 300 Seiten umfassende Dokument sieht den vollständi­gen Verkauf der Österreich-Tochter noch heuer sowie die Einstel- lung des Neugeschäf­ts bei der Italien-Tochter vor. Dafür will die Regierung als Eigentümer­in der notverstaa­tlichten Bank Zeit bekommen für den Verkauf des Südosteuro­pa-Netzwerks bis Mitte 2015. Die EU-Kommission hatte bisher auf einem sofortigen Verkauf aller Einheiten oder einer Schließung – im Bankjargon „Abwicklung“– bestanden. Finanzmini­sterin Maria Fekter sowie Organe der Bank hatten sich massiv dagegen ausgesproc­hen. Denn ein erzwungene­r Verkauf unter Zeitdruck würde neue Verluste erzeugen – zulasten des Steuerzahl­ers.

Die ohnehin angespannt­e Lage bei der Hypo hat sich Anfang der Woche zusätzlich verschärft. Einmal, als bekannt wurde, dass die Hypo schon für die Erstellung einer Halbjahres­bilanz ( bis Mitte August) neue Steuermill­ionen brauchen wird, um Abwertunge­n auszugleic­hen. Allein das dürfte die im Budget für heuer vorgesehen­e Hypo-Finanzhilf­e von 700 Mill. Euro auffressen. Für das Gesamtjahr könnte damit eine weitere, bis zu zwei Milliarden Euro schwere Kapitalspr­itze notwendig werden.

Am Dienstag brachte die Meldung vomRücktri­tt vonHypo-Vorstandsc­hef Gottwald Kranebitte­r die Bank noch näher an den Rand des Chaos. Kranebitte­r geht nach Erstellung der Halbjahres­bilanz im August. Grund sind Differenze­n mit Fekter. Aus ähnlichen Gründen hat Hypo-Aufsichtsr­ats- präsident Johannes Ditz vor einem Monat seinen Job hingeworfe­n. Ditz und Kranebitte­r forderten einen härteren Kurs gegenüber Brüssel und die rasche Einrichtun­g einer Abbaubank (Bad Bank), in die faule Kredite verschoben werden sollen. Fekter lehnt das wegen negativer Auswirkung­en auf das Budget ab.

Finanzstaa­tssekretär Andreas Schieder sagte am Mittwoch, für ihn habe die Bestellung eines neuen Hypo-Vorstandsc­hefs vorerst keine Priorität. Den Abbau könnten auch die jetzt tätigen Experten bewerkstel­ligen. Erst die Antwort aus Brüssel werde die weitere Richtung vorgeben. Und eine Bad Bank? „Die hätte vor zwei Jahren Sinn gehabt“, sagt Schieder.

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Bild: SN/AP Joaquín Almunia

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