Umfassende Nahversorger: Salzburg Gs Gemeinden sind gefordert
Die Aufgaben der Gemeinden werden immer umfassender. Schon längst beschränkt sich dabei für Salzburgs Gemeinden der Begriff „Nahversorgung“nichtmehr nur auf die Versorgungmit Lebensmitteln. Die Gemeindeentwicklung Salzburg stellt diese Thematik 2013 in de
Was bedeutet es für das Zusammenleben in den Gemeinden, ein Lebensmittelgeschäft in der Nähe zu haben oder einen kulturellen Treffpunkt zu unterstützen? Welche Erleichterung bringt es mit sich, wenn der Arzt, die Poststelle oder der Bäcker in näherer Umgebung liegen? Und was heißt es für die Lebensqualität und für den sozialen Zusammenhalt, wenn diese Treffpunkte verloren gehen?
Mit diesen Fragen setzt sich die Gemeindeentwicklung Salzburg beim diesjährigen Schwerpunkt „Die Gemeinde als Nahversorgerin – Gemeinden arbeiten für mehr Lebensqualität für Bürgerinnen und Bürger“auseinander. Unterstützt wird sie dabei von der Ar- beitsgruppe Sozialgeographie der Universität Salzburg. Gemeinsam werden die Veränderungen der Aufgabenbereiche der Gemeinden und deren Auswirkungen aufgearbeitet und im Oktober 2013 diskutiert.
19 Studentinnen und Studenten befragen vorbereitend zehn Bürgermeister und zwei Obmänner von Stadtteilvereinen und stellen die unterschiedliche Entwicklung in den Salzburger Bezirken dar. Landesweite Datenanalysen werden die Aussagen aus den Interviews ergänzen.
Aufgaben erweitert
Die Bemühungen von Gemeinden um eine ausgewogene Nahversorgung sind in vielen Bereichen deutlich erkennbar.
„Mit der Schrumpfung und Überalterung der Bevölkerung und der damit verbundenen Änderung der gesellschaftspolitischen Ansprüche und Erfordernisse der Menschen haben sich die Aufgabengebiete der Gemeinden stark erweitert. Als bürgernächste Verwaltungseinheit übernehmen Gemeinden immer mehr Aufgaben, die über ihren Pflichtaufgabenbereich hinausgehen“, ist Prof. Andreas Koch von der AG Sozialgeographie in Salzburg überzeugt. Gleichzeitig sei zu beobachten, dass die Teilnahme am Gemeinschaftsleben einen starken Wandel erfahren hat. Solidarisches Miteinander nehme ab, ehrenamtliches Engagement gehe zurück, Aufgaben des gesellschaftlichen Miteinanders würden immer öfter der Gemeinde übertragen.
„Das alles hat zur Folge, dass die Aufwendungen für ein bedarfsgerechtes und sozial aus-
des demografischen Wandels in Österreich und die daraus resultierenden Herausforderungen steigender Disparitäten im wissenschaftlichen Visier: die Mitglieder der Arbeitsgruppe Sozialgeographie an der Universität Salzburg, Andreas Eisl, Madeleine Koch MSc, Prof. Dr. Andreas Koch und Dr. Holger Faby (v. l.). Im Rahmen des EU-Projektes „Demochange“haben sie gemeinsam mit der Raumordnungsabteilung des Landes Salzburg den demografischenWandel im Alpenraum untersucht. Aktuell sind die Mitglieder der Arbeitsgruppe an der wissenschaftlichen Begleitung des österreichischen Sozialfestivals „Tut was, dann tut sich was“sowie am Projekt „Auf gesunde Nachbarschaft“des Fonds Gesundes Österreich beteiligt. www.socialgeography.at gewogenes Miteinander stetig steigen“, meint Peter Haider von der Gemeindeentwicklung Salzburg, „so sind zum Beispiel die Öffnungszeiten in den Kindergärten auszuweiten, die Infrastruktur zu verbessern, ein reichhaltiges Freizeitprogramm zu ermöglichen, Arbeitsplätze zu sichern, Wohnraum zu schaffen und der öffentliche Verkehr auszubauen.“
Die logische Konsequenz: Die Gemeinden stoßen – sowohl in Abwanderungsgebieten als auch in Zuzugszonen – immer mehr an ihre Grenzen. Personelle und finanzielle Ressourcen werden knapper. Und ein Ende der Aufgabenausweitung ist noch nicht abzusehen. Dazu Andreas Koch: „Allgemein wird die Erwartung der Bürger an ihre Gemeindevertreter als umfassende Dienstleister steigen, E-Government wird zur vorherrschenden Interaktionsform werden.“
waren bei ihren Befragungen unter anderem beim Stadtteilverein in Parsch (oben) und in der Gemeinde St. Michael im Lungau (unten) zu Gast.
Diese – und andere – Aspekte werden im Rahmen des Themenschwerpunkts der Gemeindeentwicklung Salzburg zur Sprache kommen. Lösungsansätze werden vorgestellt und diskutiert. Die Erfahrungen zeigen, dass die Aufgaben der heutigen Zeit ohne eine aktive Bürgerbeteiligung kaum zu bewältigen sind.
Zwei Termine
Interessierte können sich schon jetzt zwei Termine vormerken:
3. Oktober 2013: Gemeindeentwicklungskonferenz in Elixhausen Beginn: 19 Uhr Präsentation der Forschungsergebnisse von Prof. Andreas Koch, AG Sozialgeographie an der Universität Salzburg, und Vorstellung der Idee „citta slow“: Bekenntnis zu einer bewussten Lebens- und Gemeindephilosophie, hin zu einer neuen Langsamkeit des Lebens, hin zu den wahren Werten und zu erlebbarem Genuss.
18./19. Oktober 2013: Exkursion nach Enns, Allhartsberg undWaidhofen a. d. Ybbs Enns: die erste „citta slow“Stadt Österreichs. Allhartsberg: Gemeindebelebung durch Bürgerbeteiligung, Nahversorgung im Zentrum. Waidhofen: Ortskernbelebung. Infos: Egon Leitner, Telefon: 0662-62 34 55-30, egon.leitner@salzburg.gv.at