Sie sieht, solange sie malt
Sie malt Dinge und Landschaften, die sie gar nicht scharf sehen kann: Künstlerin Maxie Haumer ist seit ihrer Geburt schwer sehbehindert.
SALZBURG-STADT (SN). Ihre Aquarelle heißen „Segelträume Seeham“, „Über die Felder weit“oder „Erwachen am Nil“, sie zeigen Landschaften, Abendstimmungen oder Jahreszeiten, und wenn sie Salzburg malt, meint man die Liebe zu ihrer Heimatstadt an jedem Pinselstrich zu erkennen. Dabei hat sie die Stadt noch nie richtig scharf gesehen.
Maxie Haumer ist seit ihrer Geburt schwer sehbehindert. Ihre Mutter hatte in den ersten Wochen der Schwangerschaft Röteln, die Tochter kam 1947 mit 20 Prozent Sehstärke auf dem einen und zwölf Prozent Sehstärke auf dem anderen Auge zur Welt. Trotz zig Operationen von klein auf liegt ihr Sehrest heute bei zehn Prozent. „Aber“, so sagt sie, „solange ich male, sehe ich. Und solange ich sehe, male ich.“
Dies ist auch der Titel ihrer aktuellen Ausstellung, die ab heute, Donnerstag (19 Uhr), mit der Vernissage im Itzlinger Hof beginnt und den ganzen Sommer bewundert werden kann. Hausherrin Elfi Eschke, die seit einiger Zeit auch als Botschafterin für den Blinden- und Sehbehindertenverband Salzburg tätig ist, hat Haumer dazu eingeladen, ihre Bilder öffentlich zu zeigen. „Ich bin beeindruckt von ihren Aquarellen“, sagt die Schauspielerin. „Sie malt Landschaften und Gebäude, die sie gar nicht richtig sieht und trotzdem erkennt man beim Blick darauf sofort an vielen Details, dass es nur die Stadt Salzburg oder die Kirche in Aigen sein kann.“
Haumer, die schon Schulkinder im Malen unterstützte und gern Lehrerin geworden wäre („ich wurde wegen meiner Behinderung nicht zur Ausbildung zugelassen“), sagt, es habe ihr als Kind geholfen, im Zeichenunterricht in Ruhe gelassen und nie ausgebessert worden zu sein. „Die Lehrer wussten, dass ich schlecht sehe.“
Als Kontrast zu ihren Aquarellen malt die lebenslustige Künstlerin, die mit ihrem Schicksal nie groß zu hadern scheint, auch ausdrucksstarke Traumbilder. „In meinen Träumen sehe ich gestochen scharf und kilometerweit. Das wundert meine Augenärzte auch immer, wenn ich ihnen das erzähle und die Bilder zeige.“