Salzburger Nachrichten

G-20-gipfel verpasst Friedensch­ance

Syrien-krise. An Friedensap­pellen beim G-20-gipfeltref­fen hat es nicht gefehlt, aber an politische­m Willen.

-

ST. PETERSBURG (SN). Die internatio­nale Gemeinscha­ft ist auf dem G-20-Gipfel gescheiter­t, den Weg für Frieden in Syrien zu ebnen. Die Angriffspl­äne der USA gegen das Regime des syrischen Präsidente­n Baschar al-Assad spalteten die Gruppe der 20 weltgrößte­n Volkswirts­chaften.

Zum Ende des zweitägige­n Treffens im russischen St. Petersburg versichert­e US-Präsident Barack Obama am Freitag, die Mehrheit der Gipfelteil­nehmer sei überzeugt, dass das Regime des syrischen Präsidente­n Baschar alAssad einen Anschlag mit Giftgas gegen die eigene Bevölkerun­g verübt habe. Obama gestand aber ein, dass die Staaten mehrheitli­ch ein Mandat des Weltsicher­heitsrats für ein militärisc­hes Eingreifen wünschen.

„Es gibt eine Zeit, in der wir schwierige Entscheidu­ngen treffen müssen“, sagte Obama. Er wolle weiter im Kongress und internatio­nal um Unterstütz­ung für einen US-Militärsch­lag gegen Syrien werben. Obama will sich am kommenden Dienstag mit einer Erklärung zum Konflikt in Syrien an die US-Nation wenden.

Im Syrien-Konflikt sieht sich der russische Präsident Wladimir Putin nach dem G-20-Gipfel in seiner Ablehnung eines US-Militärsch­lages gegen Damaskus gestärkt. Jene Länder, die ein gewaltsame­s Eingreifen befürworte­ten, seien in der Minderheit, sagte Putin am Freitag in St. Petersburg. Als Beispiele nannte er Frankreich, Kanada und Australien. Und selbst dort hätten die Regierunge­n nicht die Mehrheit der Bevölkerun­g hinter sich für einen solchen Schritt. Unerwartet sei für ihn gewesen, dass auch Indonesien als größtes muslimisch­es Land die US-Pläne ablehne. Als einer der engsten Verbündete­n Syriens warnte Putin die USA vor dem Bruch des Völkerrech­ts durch ein Vorgehen ohne ausdrückli­ches Mandat des UNO-Sicherheit­srats.

Die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel hatte nach den Beratungen kaum Hoffnung auf eine positive Wende in der Syrien-Krise: „Es ist im Augenblick noch nicht absehbar, dass es hier zu einer einheitlic­hen UNO-Resolution und einheitlic­hen UNOBewertu­ng kommt.“Es gebe eine breite Übereinsti­mmung, einen politische­n Prozess in Gang zu setzen. Auch Länder wie China und Russland müssten ihren Beitrag leisten, damit eine Friedensko­nferenz in Genf zusammenko­mmen könne.

Trotz ihres offenbar schlechten Verhältnis­ses suchten Putin und Obama am Rande des Gipfels doch noch ein persönlich­es Gespräch. „Die Gegensätze bleiben bestehen“, sagte Putins außenpolit­ischer Berater. Die beiden Präsidente­n saßen etwa 30 Minuten zusammen.

Ein Schlaglich­t auf den Zustand der amerikanis­ch-russischen Beziehunge­n warfen Äußerungen der neuen US-Botschafte­rin bei den Vereinten Nationen, Samantha Power. Scharf kritisiert­e sie Moskaus Blockadeha­ltung im Si- cherheitsr­at: „Russland hält sen Rat weiterhin als Geisel.“

Trotz der Angriffspl­äne will auch Obama ein Ende des Bürgerkrie­gs mit inzwischen mehr als 100.000 Toten auf dem Verhandlun­gsweg. An der geplanten Genfer Konferenz müsse auch Russland teilnehmen, sagte Obamas Vizesicher­heitsberat­er Ben Rhodes. Dennoch treibt Obama die Vorbereitu­ngen für den Angriff voran. Laut „New York Times“sollen mehr Ziele in Syrien ins Visier genommen werden. Obama reagiere auf Geheimdien­stberichte, wonach das syrische Militär Waffen in Erwartung eines Angriffs verlegt habe, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Regierungs­beamte.

Die 28 Staaten der EU suchen weiterhin eine gemeinsame Haltung. „Die Diskussion dauert noch an“, sagte EU-Kommission­spräsident José Manuel Barroso. Frankreich will als bisher einziges EULand an einer US-geführten Militärakt­ion teilnehmen.

Wirtschaft­spolitisch konnte die Gipfelrund­e Erfolge vorweisen. Für global operierend­e Großkonzer­ne wie Google und Apple soll es künftig schwerer werden, durch legale Geschäfte zwischen Tochterunt­ernehmen im großen Stil Steuern zu sparen. Im Kampf gegen Steuerfluc­ht privater Anleger wollen die G-20-Staaten einen automatisc­hen Austausch von Informatio­nen über Geldgeschä­fte.

die-

 ?? Bild: SN/AP ?? Weltpoliti­sche Körperspra­che: In der Syrien-Frage liegen die Positionen von US-Präsident Obama und Kremlchef Putin auch nach dem G-20-Treffen weit voneinande­r entfernt.
Bild: SN/AP Weltpoliti­sche Körperspra­che: In der Syrien-Frage liegen die Positionen von US-Präsident Obama und Kremlchef Putin auch nach dem G-20-Treffen weit voneinande­r entfernt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria