Salzburger Nachrichten

Interpol, erfunden in Österreich

Jubiläum. Was der 90. Geburtstag der größten Polizeiorg­anisation derwelt mit dem umstritten­en Wiener Polizeiprä­sidenten Johann Schober zu tun hat.

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WIEN (SN-nic). 90 Jahre ist es her: Am 7. September 1923 wurde die internatio­nale Polizeiorg­anisation Interpol gegründet. Was viele nicht wissen dürften: Interpol ist eine österreich­ische Erfindung.

Bereits 1914 wurde versucht, eine internatio­nale kriminalpo­lizeiliche Organisati­on einzuricht­en. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhindert­e jedoch weitere Verhandlun­gen. Beim zweiten internatio­nalen kriminalpo­lizeiliche­n Kongress 1923 in Wien klappte es: Auf Initiative des damaligen Polizeiprä­sidenten Johann Schober wurde die Organisati­on Interpol gegründet.

Schober (1874–1932) war der letzte noch vom Kaiser berufe- ne Polizeiprä­sident. 1927 war er für die blutige Niederschl­agung des Arbeiterau­fstands verantwort­lich ( Justizpala­stbrand). Drei Mal im Lauf der Ersten Republik war er sogar Bundeskanz­ler. Die Gründung Interpols dürfte die wohl größte Leistung Schobers gewesen sein.

Mit 190 Mitgliedss­taaten ist Interpol heute die weltweit größte Organisati­on dieser Art. Der Hauptsitz befindet sich im französisc­hen Lyon. Ziel von Interpol ist die gegenseiti­ge Unterstütz­ung aller Polizeibeh­örden im Rahmen der nationalen Gesetze. „Interpol beschränkt sich rein auf kriminalpo­lizeiliche Zusammenar­beit. Die Politik wird außen vor gelassen“, betont der Leiter des InterpolBü­ros in Österreich, Thomas Herko. 22 Mitarbeite­r zählt das Wiener Büro. Angesiedel­t ist es im Bundeskrim­inalamt.

Eine große Feier wird es zum 90er nicht geben, die gibt es erst in zehn Jahren zum 100. Geburtstag von Interpol.

Allein im ersten Halbjahr 2013 haben Interpol und Österreich mehr als 85.000 kriminalpo­lizeiliche Nachrichte­n ausgetausc­ht. Die Polizei hat Zugang zu internatio­nalen Fahndungsm­eldungen für 7,2 Millionen Fahrzeuge und 160.000 Personen. Für die forensisch­e Tatortarbe­it sind rund 170.000 Fingerabdr­ücke und 136.000 DNA-Profile verfügbar.

Noch kurz zum Interpol-Logo: Das Schwert soll die Tätigkeit der Polizei symbolisie­ren, die Waagschale­n bedeuten Gerechtigk­eit. Die weltweite Arbeit wird als Globus dargestell­t. Die Ölzweige sollen zum Ausdruck bringen, dass die Polizei im Interesse des sozialen Friedens handelt.

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