Karl Lagerfeld, Mensch und Kunstfigur
Zum Geburtstag überschlagen sich Vox und ORF mit Huldigungen eines Originals der Modeszene
SALZBURG (SN). Er ist ein blendender Verkäufer – seiner Kreationen, aber auch seiner selbst. Und er ist eine Figur der Zeitgeschichte, ob man sein exaltiertes Auftreten, seine stilistischen Extravaganzen mag oder nicht. Auf jeden Fall ist Karl Lagerfeld ein Typ, der vom Aussterben bedroht ist: eigenwillig, aber mit einem satten Quantum Kreativität gesegnet.
Das zu erkennen, fällt leichter, wenn man ihn in Talkshows als Sologast hört, wenn der Künstler sozusagen seinen „Menschen“stehen muss, sich nicht hinter einer Fassade verstecken kann. Bei Lagerfeld sind dies Sonnenbrille, schlohweiß gepudertes Haupthaar samt Zopf sowie unsägliche Lederhandschuhe.
Wenn Lagerfeld redet, hat er auch etwas zu sagen. Und das ist die größte Überraschung des Mannes, der am 10. September seinen 80. Geburtstag feiert – der allerdings genauso wenig verbürgt ist wie sein Gewicht nach starker Abnahmekur vor einigen Jahren, natürlich von einem Spit-
ist ein vielseitiger Künstler. zenkoch erträglich gemacht. Lagerfeld ist ein Mensch aus Fleisch und Blut sowie zugleich eine Kunstfigur. Es scheint, er spiele mit diesen beiden Erscheinungsformen nach Lust und Laune täglich aufs Neue.
Vox widmet dem Meisterdesigner heute, Samstag, ab 20.15 Uhr die vierstündige Dokumentation „Kurt Lagerfeld – Mode als Religion“, in der zumindest ein halbes Dutzend andere Qualitäten des frankophilen Hamburgers zutage treten werden. Denn er fotografiert auch, wenn er nicht gerade Mode kreiert oder Bücher verlegt – und macht einfach alles, was seinem kreativen Geist Spaß macht.
Der ORF zeigt Sonntag im „dok. film“ab 23.20 Uhr ( ORF 2) „Lagerfeld Confidential“und anschließend den biografischen Spielfilm „Coco Chanel“(0.50 Uhr). DasModehaus Chanel leitet Lagerfeld seit 1983 in künstlerischen Belangen. Gelegentlich wird er mit dem Vorwurf konfrontiert, Cocos Ideen mit immensem finanziellen Erfolg weiterzuführen, aber einen eigenen kreativen Beitrag missen zu lassen.