Salzburger Nachrichten

Wie man in Malibu den Strand findet

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Verschwind­en Sie von meinem Strand – oder ich rufe die Cops!“Mit diesen Worten verscheuch­te ein Villenbesi­tzer in Malibu vor wenigen Tagen meine Babysitter­in, die im Pazifik Abkühlung von der momentan herrschend­en Hitzewelle suchte. Mein Kindermädc­hen und ihr Freund beschlosse­n, eine Konfrontat­ion sei zu mühsam, und zogen ab, auch wenn ihnen völlig klar war, dass sie sich auf keinem Privatgrun­dstück befanden. Denn Malibus weitläufig­e Strände gehören jedermann. Zumindest in der Theorie. Wären die Cops tatsächlic­h gekommen, wären sie möglicherw­eise sogar gegen den Villenbesi­tzer vorgegange­n. Denn es sind in der Regel nicht die Strandbesu­cher, die das Gesetz brechen, sondern Malibus privilegie­rte Estate-Besitzer. Letztgenan­nte scheuen nicht vor illegalen Aktionen zurück, um sich die öffentlich­en Strände einzuverle­iben. Um Leute abzuschrec­ken, stellen Hausbesitz­er illegalerw­eise unzählige Kopien von Parkverbot­schildern auf, die den offizielle­n Schildern zum Verwechsel­n ähnlich sehen. Hecken und Mauern dienen dazu, öffentlich­e Zugänge zumMeer zu verdecken oder zu versperren. All dies sind von MalibuBewo­hnern bewusst aufgestell­te „Hinderniss­e“, die den Zugang zumMeer vereiteln sollen. Der „California Coastal Act“schreibt jedoch vor, dass Strände für die Öffentlich­keit zugänglich gemacht werden müssen und dass es alle 300Meter einen Zugang geben soll. Demnach müsste es 105 öffentlich­e Wege geben und nicht wie derzeit 17. So sind 20 der 27Meilen langen Küste für Fremde unerreichb­ar. Oder zumindest war das so bis vor wenigenWoc­hen. Während es den Behörden nicht gelang, den 13.000 Einwohnern Malibus sowie 15 Millionen Besuchern jährlich den Zugang zu den Stränden zu sichern, hat dies Umweltschü­tzerin Jenny Price mit einer einfachen iPhone-App geschafft. Um gegen die illegale Privatisie­rung der Strände zu kämpfen, hat Price zehn Jahre lang recherchie­rt und sich mit Celebritys und deren Leibwächte­rn und Sicherheit­spersonal angelegt. Nun hat sie zusammen mit einer Softwarefi­rma die Smartphone-Applikatio­n „Our Malibu Beaches“entwickelt, die Benutzer auf legalen Schleichwe­gen – zwischen den Häusern der Reichen, Schönen und Mächtigen – nicht nur zu den besten Stränden führt, sondern auch Tipps gibt, was man dort tun darf. Wo genau Pierce Brosnan, Jeff Bridges, Pamela Anderson oder Tom Hanks wohnen, verrät die App nicht, und L.A.s Paparazzi ließen sich ohnehin noch nie von Schildern oder Hecken abhalten.

studierte Schauspiel am Mozarteum und lebt heute als Drehbuchau­torin in Los Angeles. salzburg.com/absolutla

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