Salzburger Nachrichten

Warum Schläger in der U-bahn feig sind

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Er beherrscht­e alle Schlagzeil­en – derMord in einer deutschen U-Bahn-Station an einem Passanten, der pöbelnde Jugendlich­e in die Schranken weisen wollte. Der Berliner „Tatort“hat sich dieses besonders verwerflic­hen und beschämend­en Verbrechen­s angenommen. Dabei wird auch deutlich, dass mit den Mitteln des Films so eine abscheulic­he Gewalttat besonders realitätsn­ah abgebildet werden kann. Wenn etwa die beiden Kommissare per Überwachun­gsvideo denMord beobachten könnten, aber an dem Zufall scheitern, dass die Säulenreih­e in der Mitte des Bahnsteigs den Blick fast vollständi­g verstellt. Dazu kommt die Informatio­n, dass die Überwachun­gsvideokam­era, die auf der anderen Seite freie Sicht gehabt hätte, erst in zweiWochen aufgestell­t wird. Da der „Tatort“dahingehen­d konzipiert ist, aktuelle gesellscha­ftliche Probleme aufzugreif­en, liegt der Fall „Gegen den Kopf“gerade richtig. Natürlich wird vermieden, die generelle Problemati­k zu intensiv zu analysiere­n, weil sich dann ein Belehrungs­effekt einstellte. Dieser wäre kontraprod­uktiv angesichts einer Jugend, die eine Überschrei­tung von Verboten als besonders reizvoll und sogar mutig erachtet. Sammelt sich auf diese Weise erst genügend Aggressivi­tät an, sind Übergriffe eine logische Folge. Es ist schon bemerkensw­ert, dass die Täter sich in der Regel erst bei physischer, vor allem aber immer bei numerische­r Überlegenh­eit dazu hinreißen lassen, Mitmensche­n zu quälen. Mehr Feigheit geht gar nicht mehr.

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PIERRE A. WALLNÖFER „Tatort: Gegen den Kopf“, morgen, Sonntag, in ORF 2 und der ARD um 20.15 Uhr.
Bild: SN/RBB/FRÉDÉRIC BATIER Überfall auf dem Bahnsteig. PIERRE A. WALLNÖFER „Tatort: Gegen den Kopf“, morgen, Sonntag, in ORF 2 und der ARD um 20.15 Uhr.

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