Warum Schläger in der U-bahn feig sind
Er beherrschte alle Schlagzeilen – derMord in einer deutschen U-Bahn-Station an einem Passanten, der pöbelnde Jugendliche in die Schranken weisen wollte. Der Berliner „Tatort“hat sich dieses besonders verwerflichen und beschämenden Verbrechens angenommen. Dabei wird auch deutlich, dass mit den Mitteln des Films so eine abscheuliche Gewalttat besonders realitätsnah abgebildet werden kann. Wenn etwa die beiden Kommissare per Überwachungsvideo denMord beobachten könnten, aber an dem Zufall scheitern, dass die Säulenreihe in der Mitte des Bahnsteigs den Blick fast vollständig verstellt. Dazu kommt die Information, dass die Überwachungsvideokamera, die auf der anderen Seite freie Sicht gehabt hätte, erst in zweiWochen aufgestellt wird. Da der „Tatort“dahingehend konzipiert ist, aktuelle gesellschaftliche Probleme aufzugreifen, liegt der Fall „Gegen den Kopf“gerade richtig. Natürlich wird vermieden, die generelle Problematik zu intensiv zu analysieren, weil sich dann ein Belehrungseffekt einstellte. Dieser wäre kontraproduktiv angesichts einer Jugend, die eine Überschreitung von Verboten als besonders reizvoll und sogar mutig erachtet. Sammelt sich auf diese Weise erst genügend Aggressivität an, sind Übergriffe eine logische Folge. Es ist schon bemerkenswert, dass die Täter sich in der Regel erst bei physischer, vor allem aber immer bei numerischer Überlegenheit dazu hinreißen lassen, Mitmenschen zu quälen. Mehr Feigheit geht gar nicht mehr.